Sicherheitsbestimmungen im Lager – von Arbeitssicherheit über Gesundheitsschutz bis hin zur Zutrittskontrolle
80.153 – so viele meldepflichtige Arbeitsunfälle gab es im Jahr 2016 beim Transport von Hand. Hinzu kommen laut Deutscher Gesetzlicher Unfallversicherung (DGUV) rund 155.000 Unfälle bei der manuellen Handhabung von Gegenständen.

80.153 – so viele meldepflichtige Arbeitsunfälle gab es im Jahr 2016 beim Transport von Hand. Hinzu kommen laut Deutscher Gesetzlicher Unfallversicherung (DGUV) rund 155.000 Unfälle bei der manuellen Handhabung von Gegenständen. Abgesehen von den Schäden, die ein Mensch davon trägt, haben auch die betroffenen Unternehmen nach einem Arbeitsunfall einen erheblichen organisatorischen Aufwand: die Fehlzeiten des Mitarbeiters ausgleichen, die Unfallursache erforschen und Mängel beheben sowie eventuelles Schmerzensgeld zahlen, waren doch die Sicherheitsbestimmungen im Lager nicht ausreichend erfüllt. Eine Situation, die sich leicht vermeiden lässt. Wie, das erfahren Sie in diesem Beitrag.
Sicherheit beginnt beim Menschen
Trotz neuester technischer Entwicklungen und hoher Sicherheitsstandards gehört innerbetriebliches Lagern und Transportieren heute nach wie vor zu den unfallträchtigsten Tätigkeiten in Unternehmen verschiedenster Branchen. So hat die Berufsgenossenschaft für Gesundheitssysteme und Wohlfahrtspflege (BGW) herausgefunden, dass das Lagern in Stapeln und Regalen trotz modernster Techniken immer wieder zu Gefährdungen der im Lager arbeitenden Menschen führt. Aus diesem Grund empfiehlt es sich für jedes Unternehmen, einige wichtige Dinge in Bezug auf die Sicherheitsbestimmungen im Lager zu beachten und regelmäßig zu überprüfen.
Zunächst sollten Lager- und Logistikleiter ihre Mitarbeiter mindestens einmal im Jahr über die Sicherheitsbestimmungen im Lager unterweisen und diese Unterweisung sorgfältig dokumentieren, um sie im Zweifelsfall nachweisen zu können. Bei der jährlichen Auffrischung in Sachen Sicherheit sind alle Bereiche innerhalb eines Lagers gleichermaßen anzusprechen – ganz gleich, ob es um Kommissionieren, Transportmittel oder Lagerung geht. In diesem Zusammenhang empfiehlt es sich auch, die Schutzausrüstung eines jeden Mitarbeiters zu überprüfen und gegebenenfalls nachzurüsten. Lager- und Logistikleiter sollten in jedem Fall sicherstellen, dass ihre Mitarbeiter die Schutzkleidung immer tragen. So lässt sich beispielsweise das Verletzungsrisiko durch herabfallende Gegenstände mittels Tragen von Helmen oder Sicherheitsschuhen minimieren.
Der optimale Aufbau eines Lagers schafft sichere Arbeitsbedingungen
Ein großes Sicherheitsrisiko innerhalb eines Lagers ist in vielen Fällen Platzmangel. Enge und verschachtelte Verkehrswege können dazu führen, dass Flurförderzeuge beim Rangieren an die Lagerregale stoßen und Gegenstände heraus- oder Regale umfallen. Breite Gänge und ausreichend Platz zwischen den Regalen sind deswegen besonders wichtige Bestandteile der Sicherheitsbestimmungen im Lager. Je mehr Raum zwischen den einzelnen Regalen oder Stapeln, desto geringer das Risiko von Zusammenstößen.
LKW, Transporter und Flurförderzeuge können dem Menschen heute zwar einige Arbeiten erleichtern oder ganz abnehmen, doch hat der Handtransport in sämtlichen Lagern weiterhin eine große Bedeutung. Auch hierin liegt ein wichtiger Punkt, den die Sicherheitsbestimmungen im Lager unbedingt berücksichtigen sollten. Denn gerade das Heben und Tragen von Lasten führt in vielen Fällen zu Über- oder Fehlbelastungen der Wirbelsäule sowie zum Einklemmen, Quetschen und Schneiden von Händen oder Füßen. Um dem vorzubeugen, sollten Lager- und Logistikleiter ihren Mitarbeiter, sofern möglich, geeignete Hilfsmittel zu Verfügung stellen, die ihnen den Handtransport erleichtern und das Verletzungsrisiko minimieren. Ebenfalls sollte es in einem Lager keine Rutschgefahren geben.
Sollte die Waren in Behältern transportiert werden, helfen hochwertige Behälter mit ergonomischen Griffen und abgerundeten Kanten Verletzungen zu vermeiden. Das Risiko besteht auch bei scharfen Kanten von Stahlprodukten, wie etwa Lageregalen. Zum Schutz der Mitarbeiter sollte daher auf höchste Qualitätsmaßnahmen Wert gelegt werden.
Den Risikofaktor Regal kontrollieren
Ein Großteil aller Unfälle im Lager entsteht durch unzureichend gesicherte Regale. Ein Risiko, das sich durch eingehende Planung der Regalbestückung wesentlich reduzieren lässt. So geht es bei den Sicherheitsbestimmungen im Lager auch darum, durch Regale verursachte Unfälle zu vermeiden. Hauptgründe für den Risikofaktor Regal sind falsches Einräumen sowie eine mangelhafte Befestigung. Überladene Regalböden können schnell brechen und herabfallende Gegenstände eine Kettenreaktion auslösen. Außerdem ist es möglich, dass schlecht befestigte Regale umfallen – eine gefährliche Situation für sämtliche Mitarbeiter. Vor allem, wenn es sich bei den gelagerten Artikeln um Flüssigkeiten mit gefährlichen Inhaltsstoffen handelt, sind technische und organisatorische Maßnahmen zugunsten der Sicherheitsbestimmungen im Lager ein Muss.
Was auf den ersten Blick vielleicht als massiver Arbeitsaufwand erscheint, ist im Grunde jedoch schnell erledigt. Und das mit nur wenigen, aber effektiven Maßnahmen. So sollten Abstellflächen ausreichend groß, belastbar und eben gestaltet sein. Regale, die aus Platzgründen Rücken an Rücken stehen, sollten als Rückwand ein Drahtgitter haben. Das verhindert ein gegenseitiges Verschieben der Einlagerungen. Möglich ist hier auch der Einsatz profilierter Traversen. Diese bieten dem Lagergut einen sicheren Halt. Am besten passend für jede Art von Gütern sind Metallregale. Stabil und korrekt aufgestellt sind sie ein Garant für eine sichere Lagerung. Wer Flüssigkeiten lagert, sollte große Auffangwannen aus geeignetem Material installieren und die Flüssigkeiten so anordnen, dass es im Fall des Falles keine ungünstigen oder gefährlichen Vermischungen gibt. Außerdem sollten Karton- oder Kistenstapel nicht höher sein als zulässig.
Klare Sicherheitsbestimmungen für den Umgang mit Transportmitteln
Neben einer regelmäßigen Wartung von Regalen und Stapeln, sollten auch die in einem Lager verwendeten Transportmittel eine wiederkehrende Prüfung erfahren. So lassen sich Mängel oder Defekte schnell identifizieren und Unfälle vorbeugen. Für die Sicherheitsbestimmungen im Lager ist das ein wesentlicher Faktor, um diese dauerhaft aufrechtzuerhalten. Zudem sollten Lager- und Logistikleiter in jedem Fall darauf achten, dass Mitarbeiter nur die Transportmittel für ein Lagergut verwenden, für das sie geeignet sind (eine Sackkarre für Kisten und Säcke, ein Handhubwagen für Paletten, etc.). Außerdem sollte jeder Mitarbeiter nur solche Transportmittel verwenden, für die er qualifiziert ist.
Ein ausreichend geschultes Personal ist deswegen unersetzlich für die stetige Einhaltung der Sicherheitsbestimmungen im Lager. Entsprechende Bescheinigungen, wie beispielsweise für das Fahren eines Flurförderzeugs, sind unumgänglich. Zudem ist es die Pflicht der Lager- und Logistikleiter, ihr Personal und dessen Qualifikationen eingehend zu prüfen, bevor es in bestimmten Bereichen eingesetzt wird. Je besser ausgebildet die Mitarbeiter sind, desto sicherer gestaltet sich die Arbeit im Lager, wissen die Fachkräfte doch, worauf sie in Sachen Sicherheit besonders achten müssen. Auch eine Zutrittskontrolle für bestimmte Bereiche kann Unfällen vorbeugen, da Unbefugten so keinen Zutritt haben und sich sowie andere nicht in Gefahr bringen können.
Die Kraft des Kollektivs nutzen
Zu den Sicherheitsbestimmungen im Lager gehört auch ein umfassender baulicher, anlagentechnischer und organisatorischer Brandschutz. Das beinhaltet nicht allein die Installation von Brandmeldern, sondern vor allem die Bereitstellung von Notfall- und Fluchtplänen. Entsprechende regelmäßige Simulationen eines Brandfalls geben den Mitarbeitern Sicherheit und die für den Ernstfall nötige Ruhe. Zudem sollte in jedem Lager immer ein qualifizierter Ersthelfer vor Ort sein. Es empfiehlt sich, Erste-Hilfe-Lehrgänge als Pflichtprogramm festzulegen.
Zusätzlich zu allen Sicherheitsvorkehrungen ist es ratsam, an den nötigen Stellen entsprechende Warn- und Hinweisschilder zu installieren, um auf mögliche Gefahren hinzuweisen. Dennoch, die besten Sicherheitsbestimmungen im Lager nützen nichts, wenn sich nicht alle an einem Unternehmen Beteiligten daran halten. Aus diesem Grund sollten Lager- und Logistikleiter unbedingt viel Wert auf Kommunikation legen. Sind alle Mitarbeiter in das Thema Sicherheit einbezogen, fühlt sich jeder von ihnen verantwortlich. Die Kraft des Kollektivs kann so einigen Unfällen vorbeugen.
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