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Klimawandel und Logistik

Der Ver­kehrs­sek­tor trä­gt stark zu ho­hen Treib­haus­gas­emis­sio­nen und zum glo­ba­len Kli­ma­wan­del bei. Bis 2030 soll hier der CO2-Aus­stoß um 40 bis 42 Pro­zent ge­min­dert wer­den.

Ratgeber & Wissen

Während der natürliche Treibhauseffekt eine der zentralen Voraussetzungen für die Entstehung des Lebens auf der Erde war und ist, verursacht der menschengemachte (anthropogene) Klimawandel eine Erderwärmung, die viele Ökosysteme bedroht. 

Der anthropogene Klimawandel gilt als Fakt und soll u. a. durch drastische Reduktion von Treibhausgasen wie Kohlendioxid (CO2) aufgehalten bzw. verzögert werden. Schon 1992 beschloss die Staatengemeinschaft die Konzentrationen an Treibhausgasen auf einem Niveau zu stabilisieren, auf dem eine gefährliche Störung des Klimasystems verhindert wird. Die Begrenzung und Minderung der Treibhausgasemissionen wurden im Kyoto-Protokoll von 1997 und dem Übereinkommen von Paris von 2015 festgelegt. 

Seit Beginn der Industrialisierung ist die Konzentration von CO2 um 44 Prozent gestiegen. Dies entspricht dem höchsten Wert seit mindestens 800000 Jahren. Die Hauptursache ist die Nutzung fossiler Brennstoffe. Durch das Kyoto-Protokoll wurden langlebige Treibhausgase wie Kohlendioxid, Methan, Distickstoffoxid (Lachgas), teilhalogenierte Fluorkohlenwasserstoffe, perfluorierte Kohlenwasserstoffe und Schwefelhexafluorid reglementiert. Seit 2012 gehört auch Stickstoff Trifluorid dazu. Dazu kommen fluorierte Treibhausgase und indirekte Treibhausgase wie Kohlenmonoxid, die die Ozonschicht schädigen. Global stiegen die Emissionen an Treibhausgasen stärker als in Worst-Case-Szenarien des Weltklimarates (IPCC, 2007). Zwischen 2009 und 2010 lag der Anstieg der Kohlenstoffemissionen bei sechs Prozent. 

Begrenzung der Erderwärmung auf max. zwei Grad

Die internationale Klimapolitik will die globale Erwärmung auf weniger als zwei Grad Celsius bis zum Jahr 2100 gegenüber dem Niveau vor Beginn der Industrialisierung begrenzen. Diese Grenze ist auf der Grundlage wissenschaftlicher Erkenntnisse über die wahrscheinlichen Folgen der globalen Erwärmung erfolgt. Allerdings ist auch das "Zwei-Grad-Ziel" nicht unumstritten. "Wenn es gelänge, dass Zwei-Grad-Ziel einzuhalten, wären zahlreiche Folgen der globalen Erwärmung bestenfalls gemildert, nicht aber abgewendet. Die Gletscherschmelze wäre ebenso wenig gestoppt wie der Anstieg des Meeresspiegels. Dieser würde selbst nach einem vollkommenen Emissionsstopp noch für Hunderte von Jahren weiterlaufen", sagte Hans Joachim Schellnhuber, Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung, in einem Interview. Die Zwei-Grad-Grenze stellen nach Ansicht einiger Klimaforscher eher die Grenze zwischen „gefährlichen“ und „sehr gefährlichen“ Auswirkungen des Klimawandels dar. Aktuell laufen aber die Verpflichtungen, die die einzelnen Staaten auf freiwilliger Basis bisher eingegangen sind, auf eine Erwärmung von mind. 3,0 Grad bis 2100 hinaus. Sollten einige Staaten ihre Verpflichtungen nicht einhalten oder sogar, wie die USA aus dem Abkommen aussteigen, könnten weit höhere Werte mit katastrophalen Folgen erreicht werden. 

Klimaprogramm der Bundesregierung

Seit 1994 empfiehlt der Wissenschaftliche Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen (WBGU) die mittlere Erwärmung auf höchstens zwei Grad zu begrenzen. 

Die deutschen Minderungsziele für Treibhausgas sind im Klimaschutzgesetz (KSG, 1) vom Dezember 2019 verbindlich festgelegt. Danach sollen die Treibhausgasemissionen (CO2) gegenüber dem Jahr 1990 bis zum Jahr 2020 um mindestens 35 Prozent und bis zum Jahr 2030 um mindestens 55 Prozent gesenkt werden. In Ergänzung zum Klimaschutzplan 2050 (2) hat die Bundesregierung im September 2019 das Klimaschutzprogramm 2030 (3) mit sektorspezifischen und übergreifenden Maßnahmen zur Erreichung der Klimaschutzziele vorgelegt. In den einzelnen Sektoren liegen die Minderungsziele bis 2030 zwischen 31 Prozent in der Landwirtschaft, im Transport und Verkehr bei 40 bis 42 Prozent und bei 67 Prozent im Gebäudesektor. 

Beitrag der Logistik-Branche zum Klimaschutz

Die Logistik umfasst die Bereiche Transport- und Distributionslogistik (Extralogistik) und Intralogistik. Besonders die Bereiche Transport und Verkehr tragen zu hohen Treibhausgasemissionen in der Branche und zum globalen Klimawandel bei. 

Laut dem vom Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) kürzlich herausgegebenen Bericht „Innovationsprogramm Logistik 2030“ (4) konnten mit den bisher 
ergriffenen Maßnahmen die Lärm-, Schadstoff und Treibhausgasemissionen im Transportbereich aber deutlich reduziert werden. Gemäß dem Bericht hat es Deutschland geschafft "als Leitmarkt für nachhaltige Mobilitätslösungen, das Wachstum des Güterverkehrs von Endenergieverbrauch und Treibhausgasemissionen zu entkoppeln. Dies ist mit einer umfassenden Strategie umgesetzt worden, die neben dem Einsatz emissionsarmer Technologien sowie der Automatisierung und Vernetzung die umfassende Nutzung der Verlagerungspotenziale auf den umweltfreundlichen Verkehrsträger Schiene unterstützt hat." Mit seiner hohen Energieeffizienz hat der wachsende Schienengüterverkehr maßgeblich zum Gelingen der Energiewende beigetragen. Im Straßengüterverkehr finden Fahrzeuge mit alternativen Antrieben und Kraftstoffen eine zunehmende Verbreitung. 

Ziele des Innovationsprogramms Logistik 2030

Um die Auswirkungen des Klimawandels zu verzögern bzw. einzuschränken verfolgt das Innovationsprogramm Logistik 2030 folgende Ziele: 

  • Stärkung des umweltfreundlichen Verkehrsträgers Schiene und Erhöhung dessen Anteils am Modal Split und seiner Leistungsfähigkeit, Wirtschaftlichkeit und sozialer Akzeptanz. 

  • Erhöhung der Elektrifizierungsquote des Schienennetzes sowie Markteinführung neuer Antriebssysteme für Schienenfahrzeuge mit Batterie und Brennstoffzelle für nicht elektrifizierte Strecken. 

  • Stärkung des klimafreundlichen Verkehrsträgers Binnenschifffahrt. 

  • Erhöhung der Energieeffizienz des Straßengüterverkehrs und deutliche Reduzierung der Emissionen, ohne dabei die Mobilität einzuschränken. 

  • Beschleunigung der technologieoffenen Entwicklung, Demonstration und Markteinführung von Fahrzeugen mit alternativen Antrieben und Bereitstellung der entsprechenden Infrastruktur. 

  • Unterstützung kostengünstiger Verfahren für die Herstellung von bio- und strombasierten erneuerbaren Kraftstoffen in Europa und weltweit und damit die Ermöglichung CO2-neutralen Wachstums des Luft- und Seeverkehrs. 

Emissionsminderung in der Transport-Logistik

Zu den Maßnahmen zur Emissionsreduzierung und Klimaschutz beim Transport bzw. der Distribution von Waren gehören eine intelligente (AI), softwareunterstützte Tourenplanung und die Vermeidung von Leerfahrten durch Nutzung intelligenter Telematik Systeme. Durch die Telematik Systeme kann ein effizientes Flottenmanagement in Unternehmen mittels Übermittlung von Echtzeitdaten betrieben werden. Auch bei der Energieeffizienz von Fahrzeugen wurden einige Fortschritte im Sinne des Klimaschutzes gemacht. Dazu gehören ein aerodynamischeres Karosseriedesign, die Entwicklung regenerativer Bremssysteme zur Aufladung des Fahrzeugenergiespeichers, Eco-Driving-Technologien zur Treibstoff- und Emissionsreduzierung und Start-Stop-Automatik zur Reduzierung des Kraftstoffverbrauches. Langfristig werden Transportunternehmen auf Fahrzeuge mit alternativen Antrieben umsteigen müssen. Der Fahrer war ein langes übersehenes Glied beim Beitrag der Unternehmen zum Klimaschutz. Durch die Analyse der Fahrten und Schulung der Fahrer in Bezug auf spritsparendes ökologisches Fahren können ebenfalls große Mengen an Treibstoff und Emissionen eingespart werden.

Beitrag der Intralogistik zum nachhaltigen Klimaschutz

Auch im Bereich der Lagerlogistik und Intralogistik werden vermehrt Maßnahmen zum Klimaschutz und zur Emissionsreduzierung durch Unternehmen umgesetzt. Fortschritte wurden hier besonders im Bereich innovativer Immobilienkonzepte gemacht. Dazu gehören der CO2-neutrale Bau und Betrieb von Logistikzentren, die Entwicklung mehrstöckiger Immobilien zur Minimierung der Bodenversiegelung und die Einsparung von Fahrtwegen durch stadtnahe Logistikzentren, Lagerhallen sowie Micro-Hubs. Eine höhere Verdichtung im Lager entspricht einer besseren Raumnutzung, folglich einer kleineren Lagerhalle und weniger benötigter Energie. Die Planung und Errichtung von 4.0-Logistikgebäuden beinhaltet Umweltschutzmaßnahmen, die eine nachhaltige Bewirtschaftung des Gebäudes gewährleisten. Zertifikate wie BREEAM oder LEED sind zwei der Siegel, die die Nachhaltigkeit von Logistiklagern garantieren. Auch der ressourcenschonende Verbrauch bzw. Einsatz von Material und Equipment wie recycelte mehrfachverwendbare Transportkisten gehört dazu. Durch Umweltschutz- und Renaturierungsmaßnahmen (Dachbegrünung, etc.) auf dem Firmengelände wird zudem ein Beitrag der Unternehmen zur Verzögerung des Klimawandels geleistet. 

Zudem werden logistische Prozesse im Lager immer nachhaltiger gestaltet. Der Materialfluss bzw. Transport im Lager und in Unternehmen wird zunehmend digitalisiert, automatisiert und durch Künstliche Intelligenz gesteuert. Unverzichtbar für effiziente Lagerprozesse sind Lagerverwaltungssysteme. Wenn Lagerprozesse vollautomatisiert ablaufen, kann außerdem der Bedarf an künstlichem Licht reduziert werden. Auch die Transportwege von Flurförderzeugen werden beispielsweise minimiert. Flurförderzeuge werden mit alternativen Antrieben ausgestattet und alle Fördermittel energieeffizient designt. Dazu wird entsprechende Infrastruktur wie Ladestationen für elektrobetriebene Fahrzeuge benötigt. Durch die Installation von Photovoltaikanlagen bzw. die Installation moderner Heiz- und Kühlsysteme kann Energie lokal erzeugt und auch eingespart werden. Besonders bei Tiefkühllagern (gekoppelt mit Photovoltaikanlagen) lässt sich enorm viel Energie einsparen. Eine effiziente Beleuchtungstechnik im Lager (effiziente Tageslichtnutzung, LED-Lampen, Bewegungsmelder und Fotosensoren, etc.) führt ebenso zu großen Stromeinsparungen. 

Der Wandel zu mehr Klima- und Umweltschutz muss auch in den Köpfen der Mitarbeiter und Führungskräften stattfinden. Insbesondere Führungskräfte müssen Nachhaltigkeit vorleben und zudem Schulungen bzw. Workshops für die Mitarbeiter initiieren. 

Literatur:

1 Bundes-Klimaschutzgesetz (KSG), download 

2 Klimaschutzplan 2050, download 

3 Klimaschutzprogramm 2030, download 

4 Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur: Innovationsprogramm Logistik 2030, download 

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