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Instandhaltung von Warenlagern

Durch die vor­beu­gen­de In­stand­hal­tung sol­len kost­spie­li­ge Aus­fäl­le der La­ger­tech­nik und Still­stän­de im La­ger und der Lo­gis­tik ver­mie­den wer­den. Be­son­ders in Au­to­ma­tik­la­gern ist der War­tungs­auf­wand groß.

Ratgeber & Wissen

Nicht nur bei Maschinen und Anlagen in der Produktion, sondern auch bei Warenlagern inklusive der Lagertechnik ist die (vorbeugende) Instandhaltung enorm wichtig. Durch sie sollen kostspielige Ausfälle der Lagertechnik und Stillstände im Lager und der Logistik vermieden werden. Unterbrechungen der Betriebsabläufe im Lager können nicht nur teuer werden, sondern sie verzögern auch alle nachfolgenden Prozesse wie z. B. den Warenversand und die Kundenbelieferung im Unternehmen (1). Je höher der Automatisierungsgrad im Lager, desto aufwendiger wird üblicherweise der Wartungsaufwand, denn in einem automatisierten Lager müssen neben den Regalanlagen auch die Lagerverwaltungssoftware (LVS) und die automatischen Systeme (mit ihrer jeweiligen Steuerungssoftware) gewartet und geprüft werden. 

Vorbeugen von Ausfällen und Stillständen

Der Ausfall von Komponenten wie Regalbediengeräten oder sogar des LVS im Warenlager kann enorm viel Zeit und Geld kosten. Wenn aber bewusst mit Ausfällen gerechnet wird, kann mit entsprechend vorgeplanten Notfallplänen darauf reagiert werden (1). Manchmal ist auch die redundante Auslegung von kritischen Hard- und Softwarekomponenten z. B. beim LVS oder Förderanlagen ratsam. Um beispielsweise dem Ausfall eines Regalbediengerätes in einer Gasse eines Automatiklagers vorzubeugen, sollten wichtige Artikel auf mehrere verschiedene Lagergassen verteilt werden. So kann auch im Ernstfall weiterkommissioniert werden. Besser ist auch Schmalganglager nicht mit einer Schienenführung, sondern mit einer Induktivführung auszustatten, damit bei einem Schadensfall immer noch mit einem Handhubwagen aus der Bodenpalette herauskommissioniert werden kann. Nicht zuletzt kann Ausfällen und Stillständen durch Instandhaltungsmaßnahmen, Maschinenservice (Fluidmanagment, Wartungsarbeiten, etc.) und Industriereinigung vorgebeugt werden. 

Wartungsplan erstellen

Wartungen an Regalanlagen, Staplern, automatischer Fördertechnik, Automatischem Kleinteilelager (AKL), etc. müssen mindestens einmal pro Jahr durchgeführt werden. Z. B. hat nach "DGUV-I 208-061 Lagereinrichtungen und -geräte, Abschnitt 6 Prüfung" das Unternehmen dafür zu sorgen, dass kraftbetriebene Regale und Schränke sowie Regale und Schränke mit kraftbetriebenen Inneneinrichtungen nach Bedarf, mindestens jedoch einmal jährlich, von einem Sachkundigen auf ihren sicheren Zustand geprüft werden (2). 

Die unterschiedlichen Termine für Wartungsarbeiten im Lager sollten geplant und über das Jahr verteilt werden, damit Prozesse und Abläufe möglichst wenig unterbrochen werden. Beispielsweise kann jeden Monat ein Stapler der unternehmenseigenen Flotte gewartet oder absichtlich die Wartung aller Stapler durch das Unternehmen gebündelt werden - z. B. an einem Wochenende, in einem Feiertagszeitraum oder einer Urlaubssaison. Dabei kann der Performance-Verlust durch zusätzlich eingeplantes Equipment ausgeglichen werden. Es ist möglich, dass zusätzlich benötigte Equipment (z. B. Stapler) von einem Dienstleister zu mieten. Natürlich muss auch die Personalplanung im Lager entsprechend angepasst werden. 

Es wird dringend angeraten einen industriellen Wartungsplan zu erstellen. In ihm werden Aufgaben aufgelistet, die durchgeführt werden müssen, damit das System nicht zu schnell verschleißt und Störungen vermieden werden. Auch für den Fall des Ausfalls von Geräten und Komponenten sollte ein Aktionsplan vorliegen. Wenn man bewusst mit Ausfällen rechnet, kann man mit entsprechend vorgeplanten Notfallkonzepten darauf reagieren. In einigen Fällen ist auch die redundante Auslegung von Komponenten ratsam. Bei der industriellen Instandhaltung werden neben der Vermeidung von Ausfällen und Stillständen auch die Steigerung der Anlagenleistung, die Verbesserung der Sicherheit der Anlage sowie die Reduzierung der Betriebskosten angestrebt. 

Im Wartungsplan müssen die Wartungsaufgaben wie z. B. sensorische Prüfungen, Messungen und Anmerkungen zu Betriebsparametern, elektrische und mechanische Überprüfungen, Reinigung, etc. aufgelistet werden. Weiterhin muss die Häufigkeit der Durchführung sowie die voraussichtliche Dauer, der jeweilige Verantwortliche, erforderliche kurzfristige Stilllegungen von Anlagen zur Revision und die gesetzlichen Regelungen zur Wartung der Komponenten vermerkt sein. Dabei können die Pläne für die Instandhaltung auf der Grundlage von Herstellerangaben, der Grundlage übergeordneter Wartungsprotokolle (z. B. für alle Stapler unabhängig vom Typ) sowie auf der Basis einer früheren Fehleranalyse oder zuverlässigkeitsorientierten Instandhaltung (3) erstellt werden. Bei der Durchführung der Arbeiten muss der Arbeitsschutz im Warenlager immer eingehalten werden (4). 

Vorausschauende Instandhaltung

Im Unternehmen und der Logistik ist es möglich, eine Kultur der vorausschauenden Wartung bzw. Instandhaltung zu etablieren. Dies kann einerseits manuell aber auch mit Künstlicher Intelligenz (KI) umgesetzt werden (5, 6). Beispielsweise können an den Komponenten im Warenlager große Mengen von Daten (Big Data) gesammelt und auf Servern gespeichert werden. Diese Daten werden analysiert, um Muster zu finden, mit denen das Warenlager effizienter und smarter gemacht werden kann. U. a. wird dank der ständigen Datenerfassung in Echtzeit durch zusätzliche Sensoren an den Komponenten eine vorausschauende Wartung (Predictive Maintenance) möglich. KI erkennt die Standzeit kritischer Bauelemente oder Baugruppen. Defekte Bauteile werden ausgetauscht, bevor sie ausfallen und den Prozess lahmlegen können. Stillstände werden dadurch minimiert. Auch bei Softwaresystemen wird Predictive Maintenance durch System-Updates durchgeführt, um so Ausfälle zu verhindern und deren Leistung zu erhöhen. Auch bei anderen Lagersystemen können durch den vorbeugenden Einsatz von verbesserten Teilen und Komponenten Stillstände vermieden werden. 

Vorausschauende Regalinspektion durch Experten

Gleichermaßen müssen Regalanlagen vorausschauend gewartet werden (7). Inspektionen sind mindestens alle zwölf Monate vorgeschrieben und durch eine befähigte Person durchzuführen. Zu prüfen sind vor allem Regale, die Schäden verursachenden Einflüssen unterliegen, welche wiederum zu gefährlichen Situationen führen können. Dies sind z. B. Regalanlagen, die in der Nähe eines Verkehrsweges stehen. DIN EN 15635 fordert von Betreibern, Regalsysteme, die mit Flurförderzeugen beschickt oder in deren näherem Umfeld diese Arbeitsmittel eingesetzt werden, regelmäßig zu überprüfen bzw. jährlich von einer fachkundigen Person überprüfen zu lassen. "Experteninspektionen" dürfen ausschließlich von Personen, die nach TRBS 1203 befähigt sind, ausgeführt werden. Die Technische Regel für Betriebssicherheit fordert von der prüfenden Person u. a. eine abgeschlossene Berufsausbildung oder ein abgeschlossenes Studium. Die Prüfungspflicht gilt für Einfahrregale, Durchfahrregale, Durchlaufregale, Fachbodenregale, Kragarmregale, Mehrgeschoßanlagen, Palettenregale und Lagerbühnen. Aus diesem Kontrollverfahren sollen sich bei beschädigten Regalen Schutzmaßnahmen nachvollziehbar ableiten lassen. Auch kraftbetriebene Regalsysteme und Hochregallager (> 12 m) aus Stahl fallen unter diese Norm. Typische Schäden sind Anfahrschäden im unteren Bereich der Stützen und Traversen (8). Kleinere Regale, die von Hand be- und entladen werden, sind normalerweise von der Prüfung ausgenommen. Folgende Vorschriften bilden die gesetzliche Grundlage zu Regalinspektionen: 

  • BetrSichV (Betriebssicherheitsverordnung)
  • DIN EN 15635 (Ortsfeste Regalsysteme aus Stahl/ Anwendung und Wartung von Lagereinrichtungen)
  • TRBS 1203 (Technische Regel für Betriebssicherheit)
  • DGUV Information 208-043 (Sicherheit von Regalen) 

Zum Thema Anfahrschutz (Rammschutz) und Regalschutz gilt die DGUV Regel 108-007 "Lagereinrichtungen und Geräte" (8). 

Neben der Unfallvermeidung im Warenlager werden Regalinspektionen auch zur Sicherheit der Mitarbeiter, Sicherstellung des laufenden Produktions- und Lagerbetriebes, Sicherheit der Güter & Waren und zur Verlängerung der Lebensdauer der Regale durchgeführt. 

Checkliste: Regale - Inspektion & Instandsetzung

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Literatur:

1 BITO Fachwissen, Unterbrechungen im Lager vermeiden + Merkblatt, Link 

2 Bito Fachwissen, Vorschriften zur Lagereinrichtung, Link 

3 Regber Holger, Reliability Centered Maintenance (RCM), Weka Medien, Link 

4 Arbeitsschutz im Lager: Diese Gefahren lauern in Lagereinrichtungen, Büro für Arbeit & Umwelt GmbH, Link 

5 Bito Fachwissen, Individuelle Fertigung bis Losgröße 1 gehört die Zukunft, Link 

6 Bito Fachwissen, Einsatzmöglichkeiten von KI in der Logistik, Link 

7 BITO Lagertechnik Bittmann, Regalinspektion, Link 

8 Bito Fachwissen, Anfahrschutz für Regale - wieso Regalschutz so wichtig ist, Link 

Dönges Jürgen, Wettbewerbsfaktor Instandhaltung: Das wie entscheidet, September 2016, Logistik Express 

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