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Einfache Maßnahmen für den Brandschutz im Lager

Mit re­la­tiv ein­fa­chen Mit­teln lässt sich der Brand­schu­tz im La­ger er­hö­hen. Hier exis­tiert eine Top-5 der wich­tigs­ten Maß­nah­men. Eine früh­zei­ti­ge Pla­nung ist al­ler­din­gs not­wen­dig.

Ratgeber & Wissen

Lagerbrände können verheerende Ausmaße annehmen - insbesondere dann, wenn die nötigen Brandschutzmaßnahmen nicht getroffen und falsche Baustoffe gewählt wurden. Die Brandbekämpfung kann dann zum Albtraum werden. 

Brände in Industriebauten haben häufig größere Auswirkungen auf die Umwelt. Beispielsweise kann das Grundwasser durch das Löschwasser verunreinigt und die Luft durch stark toxische Rauchgase verseucht werden. Zudem kommt es vor, dass das Fortbestehen des Unternehmens und somit vielen Arbeitsplätze in der Region gefährdet werden. Der Verlust von Maschinen und nicht ersetzbarem Forschungsmaterial sowie die Beeinflussung von ganzen Industriezweigen ist möglich. 

Enorme Auswirkungen auf bauliche Gestaltung

Der Brandschutz im Lager hat enorme Auswirkungen auf die bauliche Gestaltung der Lagerbereiche und der Lagerhalle insgesamt und muss daher frühzeitig im Planungsprozess beachtet werden. Lager und Lagerhallen gehören zu den Industriebauten. Laut Muster-Richtlinie über den baulichen Brandschutz im Industriebau (Muster-Industriebau-Richtlinie - MIndBauRL,1) sind "Industriebauten Gebäude oder Gebäudeteile im Bereich der Industrie oder des Gewerbes, die der Produktion (Herstellung, Behandlung, Verwertung, Verteilung) oder Lagerung von Produkten oder Gütern dienen." Für den Brandschutz im Lager gilt in erster Linie die MIndBauRL. Detaillierte Empfehlungen zum Brandschutz gibt zudem auch die VDI-Richtlinie 3564 (2) - so beispielsweise zur Größe der Rauchabzugsflächen. Weiterhin ist für Hochregallager die Kunststofflager-Richtlinie maßgeblich. 

Das in Abschnitt 1 der MIndBauRL definierte Ziel der Richtlinie ist, die Mindestanforderungen für die Feuer-Widerstandsfähigkeit der Bauteile, die Brennbarkeit der Baustoffe, die Größe der Brand- und Brandbekämpfungsabschnitte sowie die Anordnung, Lage und Länge der Rettungswege zu regeln. Industriebauten, die den Anforderungen dieser Richtlinie entsprechen, erfüllen die Schutzziele des § 14 MBO (Musterbauordnung). 

Top-5 für den Brandschutz im Lager

Komplexe Brandschutzvorschriften treiben die Investitionen für ein Lager oft in die Höhe und gehen zulasten von Fläche und Funktionalität. Alle Beteiligten, wie Architekten, Brandschutzverantwortliche und Logistikplaner, müssen das Gebäudekonzept daher in enger Abstimmung erarbeiten, um die Investitionen insgesamt so gering wie möglich zu halten. Beim Brandschutz existiert eine Top-5 der wichtigsten Maßnahmen:  

  • Brandabschnitte klein halten 

  • Lagerhöhe geringhalten 

  • Brandlast reduzieren 

  • Brandschutzgutachter mit einbinden 

  • Brandversicherer mit einbinden 

Brandabschnitte reduzieren

Die Industriebaurichtlinie definiert einen Brandabschnitt als den "Bereich eines Gebäudes zwischen seinen Außenwänden und/ oder den Wänden, die als Brandwände über alle Geschosse ausgebildet sind." Die Brandabschnittsfläche wird als "die Grundfläche des Geschosses mit der größten Ausdehnung eines Brandabschnitts zwischen den aufgehenden Umfassungsbauteilen" definiert. Brandabschnitte sollen ein ungehindertes Ausbreiten eines Feuers verhindern (ähnlich einer „Brandschneise“ bei Waldbränden). Sie sollen aber auch die gezielte Brandbekämpfung erleichtern. Brandabschnitte können also z. B. durch Brandwände gebildet werden, aber auch durch beispielsweise 5 m breite „Freiflächen“. Die Bemessung der zulässigen Größen von Brandabschnitten ergibt sich nach dem Tabellenverfahren Abschnitt 6 der MIndBauRL. Innenliegende Brandabschnitte sind nur mit in Verbindung mit einer selbsttätigen Feuerlöschanlage zulässig.

Checkliste: Einfacher Brandschutz im Lager

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Lagerhöhe gering halten

Pauschal gilt, je höher ein Lager, desto höher werden die brandschutztechnischen Anforderungen. Die Industriebaurichtlinie schreibt ab 7,5 m Lagerguthöhe selbstständige Feuerlöschanlagen (Sprinkleranlagen) oder sogar Regalsprinkleranlagen vor. "In Lagergebäuden und Gebäuden mit Lagerbereichen müssen  bei  Lagerguthöhen  (Oberkante  Lagergut) von mehr als 7,5 m selbsttätige Feuerlöschanlagen angeordnet werden." (6.4.2 IndBauRL). Bleibt man als Regal- und Lagerbetreiber darunter, kommt man i. d. R. ohne große brandschutztechnische Maßnahmen aus. Bei 9 m und 12 m (Oberkannte Lagerguthöhe) liegen weitere interessante Höhen, bei denen sich die Anforderungen an den Brandschutz erhöhen können. In der für Hochregalanlagen baurechtlich relevanten Muster-Industriebau-Richtlinie (von 2014) werden für Hochregalanlagen mit Lagerguthöhen über 9 m (bis Oberkante Lagergut) weitergehende Anforderungen verlangt, ohne dort im Einzelnen spezifiziert zu sein.  Diese Lücke wird durch die Richtlinie VDI 3564 (Brandschutz:  Empfehlungen für Hochregalanlagen, 2016) geschlossen. Sie gibt beispielsweise Empfehlungen zu den Anforderungen und zur Größe der Rauchabzugsflächen. 

Brandlast reduzieren

Nach DIN 18230-1 erfolgt in Deutschland die Brandlastberechnung unter Anwendung des Abbrandfaktors m. Dies ist ein dimensionsloser Beiwert mit dem die Brandlast aus einem Stoff oder Stoffgemisch bewertet wird. Neben dem Brandverhalten des Stoffes berücksichtigt er das Temperatur-Zeit-Verhalten im Bauteil. Eine Anwendung dieser Norm ist bei Regallagern über 9 m Höhe nicht möglich, da der Abbrandfaktor der Lagergüter ab dieser Höhe nicht ermittelt werden kann. Eine Beurteilung kann somit nur nach den Abschnitten 5 und 6 der MIndBauRL für Industriebauten erfolgen. 

Das Lager sollte ggf. in verschiedene Zonen aufgeteilt werden. Wenn z. B. ein Teil der Ware eine hohe Brandlast hat und man diese chaotisch im ganzen Lager verteilen will, dann müssen für das ganze Lager erhöhte Anforderungen erfüllt werden. Im schlimmsten Fall können diese Güter ja konzentriert und „irgendwo“ im Lager chaotisch gelagert werden. Besser ist es, diese Ware gebündelt in einem speziellen Lagerbereich oder sogar baulich getrennt in einem Gefahrstofflager zusammen zu führen. Dann muss man nur in einem relativ kleinem Bereich hohe Brandschutzanforderungen erfüllen. 

Auch sollte man schon relativ frühzeitig auf die Verpackung von Fertigwaren achten, damit hier nicht unnötig Brandlast entsteht. Dies betrifft z. B. auch die Art und Ausführung der Stretchfolien. 

Brandschutzgutachter und Versicherer einbinden

Für das geplante Lager sollte schon sehr früh ein Brandschutzgutachten erstellt werden. So entsteht schon zu Beginn Klarheit und Planungssicherheit für den Industriebau und es können frühzeitig alternative Wege eingeschlagen werden. Im Bereich Brandschutz-Versicherung sollte man die Kosten für die Versicherung und den Brandschutz abgleichen. Wird sehr viel Brandschutz betrieben, reduziert der Versicherer eventuell die Prämie aber die Investitionen für den Brandschutz liegen sehr hoch. Generell muss bei allen Abwägungen die Sicherheit der Mitarbeiter erste Priorität haben. 

Regale und Behälter für Sprinkleranlagen

Neben den genannten Top-5 für den Brandschutz gibt es weitere Aspekte, die man ansprechen sollte. Generell eignen sich bei Lagerung von leicht entflammbaren Gütern Regale mit eingebauten feuerverzinkten Gitterrostböden. Sie sind wasser- und luftdurchlässig und eignet sich ideal beim Einsatz von Sprinkleranlagen im Lager. Auch bei Verschieberegalen ist das Thema Brandschutzkonzept wichtig, da es je nach Stellung der Wagen und geöffneten Gang nicht ohne weiteres möglich ist, an den Brandherd heranzukommen. Hier gibt es beispielsweise die Möglichkeit einer sogenannten "Brandschutzstellung", bei der automatisch über Nacht alle Gänge geringfügig geöffnet werden. Es existieren Behälter mit Wasserablauflöchern oder auch Fachböden mit Wasserlöchern. Dies soll sicherstellen, dass von oben herunterrieselndes Löschwasser ebenso in die unteren Ebenen läuft. 

Die bewusste Planung von Kaminen bzw. der Einsatz des Kamineffektes zur Auslösung von Sprinklern und Sprinkleranlagen (5) ist ein ebenso wichtiges Thema. Über den gewollt angelegten "Kaminen" werden häufig Sprinklerköpfe platziert, die dadurch schneller erhitzt und ausgelöst werden. Zu diesem Zeitpunkt ist der Brand noch "jung" und es kann direkt die komplette Brandmeldekette getriggert werden. Das Feuer bleibt lokal im Bereich des Kamines (hier dann entsprechend heftig), wird dort aber auch über die Sprinkler bekämpft. Damit wird eine Ausbreitung des Brandes in der Fläche behindert. Um die Kaminwirkung zu erzielen existieren häufig Vorgaben über die Platzierung der Paletten oder Behälter innerhalb eines Regalfaches sowie deren seitliche Abstände zueinander bzw. deren Abstände bei doppeltiefer Lagerung. 

Literatur:

1 Muster-Richtlinie über den baulichen Brandschutz im Industriebau (Muster-Industriebau-Richtlinie–M IndBauRL), Fassung Juli 2014 

2 VDI-Richtlinie 3564, Empfehlungen für Brandschutz in Hochregalanlagen (Hochregallagerrichtlinie), Stand: April 2016 

3 Leitfaden Ingenieurmethoden des Brandschutzes, Hrsg. Dietmar Hosser, Technischer Bericht vfdb, TB 04-1, Stand November 2013 

4 Deutscher Feuerwehrverband. DFV-Fachempfehlung Nr. 3 vom 25. Okt. 2010: Einsatzstrategien für Feuerwehren in vollautomatischen Hochregallagern 

5 VdS CEA 4001: Richtlinien für Sprinkleranlagen, Planung und Einbau, Ausgabe Februar 2018, einschließlich der zugehörigen Ergänzungen und Änderungen 

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