Brancheninfos

Laut dem Gesamtverband textil+mode ist die deutsche Textil- und Modeindustrie eine bedeutende Wirtschaftsbranche mit rund 32 Milliarden Euro Umsatz im Jahr und umfasst rund 1400 KMU sowie zirka 135 000 Beschäftigte im Lande. Deutschland ist gemäß dem Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz weltweiter Marktführer im Bereich der technischen Textilien. Rund ein Drittel des Gesamtumsatzes der Textil- und Modebranche wird im Bereich Mode und Bekleidung erzielt. Die Branche zeichnet sich zudem durch eine hohe Exportquote von mehr als 40 Prozent aus. Die Transformation durch Digitalisierung, Klimawandel und andere Trends macht auch vor der Modebranche nicht halt. Die Corona-Pandemie, der Russland-Ukraine-Krieg und die steigende Inflation hatten und haben einen großen ein Einfluss auf das Konsumverhalten, die Lieferketten und den Absatz der Branche.
Die Unternehmensberatung McKinsey & Company und der Branchen-Informationsdienst "Business of Fashion" prognostizieren einen weltweiten Abschwung der Modeindustrie. Einige Modehersteller streichen bereits Stellen im Lande. Die beiden Unternehmen sehen zehn Trends, die in den nächsten Jahren die Textil- und Fashion-Branche bestimmen werden. Geopolitische Spaltungen und destabilisierende Faktoren werden die fragile Wirtschaft weiter schwächen. Gleichzeitig entstehen neue regionale Schwerpunkte im Nahen Osten und den USA. Die hohe Inflation und schwierige wirtschaftliche Verhältnisse werden das Konsumverhalten der Verbraucher auch in Deutschland stark beeinflussen. Konsumenten mit geringerem Einkommen und geringerer Arbeitsplatzsicherheit werden weniger Geld in Kleidung und Mode investieren und auf günstigere Produkte bzw. gebrauchte Kleidung ausweichen. Besonders die Generation Z legt zunehmend weniger Wert auf gendertypische Kleidung. Die Unternehmen der Modebranche können daher ihre Geschäftsprozesse und Verfahren neu gestalten und vereinfachen. Die stabilste Modesparte wird wahrscheinlich formelle Kleidung für besondere Anlässe sein. Im Vergleich zum großen Anstieg der Online-Verkäufe in der Pandemiezeit, werden sich diese voraussichtlich wieder einpendeln. Seit dem Ende der Pandemie gehen immer mehr Verbraucher auch gerne wieder offline einkaufen. Daher werden die Werbekosten im Online-Bereich wohl steigen. Datenschutzbestimmungen und technologische Veränderungen steigern zudem die Kosten für das digitales Marketing.
Digitalisierung

Die Digitalisierung zieht auch in die Modeindustrie in allen Bereichen ein. Ob es nun Vorschlagsalgorithmen für Kleidungsartikel sind, digitale Ankleideräume mit Augmented-Technology und Avatar, virtuelle Fotostudios oder 3D-Drucktechnologien - die Digitalisierung und die 0Künstliche Intelligenz (KI) sind überall auf dem Vormarsch. Die Kunden sind zunehmend an einen Omnichannel-Einkauf und an die reibungslose Omnichannel-Logistik gewöhnt. Allerdings muss auch für die Modeindustrie noch eine übergreifende Digitalisierungs-Strategie entwickelt werden. Im Bereich der Produktion von Fashion 4.0 muss die Umsetzung von Digitalisierung und Industrie 4.0 in der Form einer Smart Factory noch in größerem Maße erfolgen. Bisher gibt es nur vereinzelte Beispiele von intelligenten Fabriken in der Modebranche, wie z. B. die Speedfactory von Adidas und die smarte Strumpffabrik von "Knitido" in Japan. Die KI-gesteuerte effiziente und vernetzte Produktion wird natürlich auch ein hohes Maß an Effizienz in der Logistik und Intralogistik in der Modeindustrie einfordern.
Nachhaltigkeit
Laut dem E-Commerce Magazin ist immer mehr - besonders jüngeren - Konsumenten die Nachhaltigkeit der Lebensführung bedeutsam. Fast 70 Prozent der Verbraucher geben gemäß einer Umfrage des Marktforschungsinstituts GFK an, dass ihnen Umwelt- und Sozialverträglichkeit bei der Anschaffung von Bekleidung und Schuhen wichtig sind. Darauf muss sich die Modebranche natürlich einstellen, wobei es hier noch sehr viel zu tun gibt. Gerade in der Modebranche gibt es viele schwarze Schafe. Auch im Fashion-Bereich werden das deutsche und europäische Lieferkettengesetz, die Bilanzierung von Treibhausgasen nach Scope 1-3 und die neue CSR-Richtlinie für eine verbesserte Transparenz beim Nachhaltigkeitsreporting von Unternehmen führen. Gerade auch das sog. Greenwashing von Marken – also irreführende oder falsche Informationen über die Umweltfreundlichkeit ihrer Produkte oder Geschäftspraktiken - soll hier ins Visier genommen werden. Mode-Manager beklagen bisher noch das Fehlen branchenweiter Nachhaltigkeitstandards zur Bewertung ihrer Bemühungen. Gleichzeitig entstehen neue Modetrends. Beim "Green-Fashion"-Trend geht es um nachhaltige Herstellungsbedingungen, Materialien und auch Recycling. Slow Fashion zielt darauf ab, die Produktion und den Verbrauch von Kleidungsstücken zu verlangsamen und zu reduzieren. Zudem soll nachhaltige Kleidung möglichst lange getragen werden.
Nearshoring und Lieferketten-Diversifizierung

Die Lieferketten in der Modebranche müssen kürzer werden (Nearshoring), was sie einerseits resilienter aber auch nachhaltiger macht. Zudem muss die Abhängigkeit von traditionellen Lieferländern für Stoffe und Fashion wie China, Bangladesch, Indien, Kambodscha verringert werden. Als Ausweichländer kommen z. B Polen, Serbien, Kroatien, Bulgarien, die Türkei und Marokko in Frage. Grundsätzlich lässt sich die Resilienz von Lieferketten stark durch eine breitere Lieferantenbasis verteilt über viele verschiedene Länder steigern (Multisourcing und Multishoring). Gleichzeitig werden digitale KI-gesteuerte Lieferantenplattformen für eine bessere Transparenz des Marktes aufgebaut. Ein besseres Risikomanagement der Fashion-Lieferketten ist notwendig. Risiken müssen ermittelt, Notfallpläne erstellt und die Strategien laufend angepasst werden. Zudem planen viele Unternehmen ihre Sortimentsoptionen zu vermindern.
Trends in der Fashion-Branche
Aktuelle Highlights der Branche
Genderneutrale Mode:
Besonders die Generation Z (geb. 1997 - 2012) kauft zunehmend geschlechtsneutrale Modeartikel.
Verändertes Konsumverhalten:
Verändertes Konsumerverhalten durch Krisen und Inflation. Insbesondere die Pandemie aber auch die stark steigende Inflation verändern die Kaufgewohnheiten von Konsumenten. Viele Kunden müssen sparen. Weltweiter wirtschaftlicher Abschwung in der Modebranche, nachlassendes Online-Geschäft, höhere digitale Marketingkosten. Nach der Pandemie gehen die Kunden zunehmend wieder in physischen Geschäften einkaufen.
Neue regionale Absatzschwerpunkte der Marken:
Der regionale Absatz von Fashion im Nahen Osten und den USA steigt.
Die Digitalisierung findet in der Modeindustrie bereits überall statt:
Entlang der gesamten Lieferkette, in der Produktion, im Marketing und Vertrieb. Bespiele sind digitale Ankleideräume mit Augmented Reality und virtuelle Fotostudios.
Effiziente Omnichannel Logistik:
In der Modeindustrie wird unterbrechungsfrei über Online- und Offlinekanäle eingekauft. Natürlich muss die Intra- und Extralogistik dementsprechend als effiziente Omnichannel-Logistik ausgelegt werden.
Nachhaltigkeit:
Die deutsche Modeindustrie muss deutlich nachhaltiger werden. Das deutsche und europäische Lieferkettengesetz, die Bilanzierung von Treibhausgasen nach Scope 1-3 und die neue CSR-Richtlinie machen es für schwarze Schafe deutlich schwieriger, Gesetze zu brechen oder Greenwashing zu betreiben.
Lieferkettendiversifizierung:
Durch Diversifizierung wird die Resilienz der Supply Chains deutlich gesteigert.
Fachkräftemangel:
Auch die Modeindustrie leidet unter dem Fachkräftemangel. Qualifizierte Arbeitnehmer vom Modedesigner, Schnitttechniker bis hin zum Produktentwickler und Einkäufer fehlen bereits.
Anforderungen an die Logistik

Die Modeindustrie braucht eine leistungsfähige und wirtschaftliche Omnichannel-Logistik, um das effiziente Fullfilment aller Off- und Online-Verkäufe zu gewährleisten. Dazu werden meist besonders flexible und automatisierte Lagersysteme mit Warenwirtschaftssystem (WWS) bzw. Lagerverwaltungssystem (LVS) eingesetzt. Geeignete Lösungen sind Systeme mit Regalbediengeräten und Shuttles, die nach dem Ware-zum-Mann-Prinzip arbeiten und Auftragsdurchlaufzeiten verkürzen sowie die Kommissioniergeschwindigkeit steigern. Aufgrund des Omnichannel-Ansatzes und der hohen Retourenquote in der Fashion-Branche ist die Retourenabwicklung hochkomplex und benötigt eine spezialisierte Reverse-Logistik beispielsweise mit automatisierten (Taschen-)Sortersystemen und evtl. Hängebahnen für Kleidungsstücke. In den Filialien muss immer genau die richtige Mindestmenge an Produkten zur Verfügung stehen.
Zudem müssen Click & Collect-Bestellungen bewältigt werden. Die Herausforderung ist, kleine Bestellmengen, häufige Bestellungen und viele SKU möglichst schnell zu bewältigen. Daher werden an ein Lagersystem für die Omnichannel-Logistik besonders hohe Anforderungen gestellt und es muss besonders akribisch ausgelegt und konfiguriert werden. Omnichannel- und E-Commerce-Unternehmen mit stark variabler Nachfrage können laut Kembro-Studie von flexiblen Lagern und flexiblen Automatisierungslösungen profitieren. Die Frage lautet nicht mehr, ob man automatisieren soll oder nicht, sondern wie man automatisieren soll.
Für viele unterschiedliche kleinteilige Aufträge eignet sich im E-Commerce häufig nicht eine Vollautomatisierung. Eine Teilautomatisierung mittels Bestückungs- und Kommissionierroboter und Fahrerlosen Transportsysteme (FTS) ist geeigneter. Neue flexible KI-Technologien bieten heutzutage nie gekannte Möglichkeiten für die Modebranche. Häufig wird die Kommissionierung in E-Commerce-Zentren auch z. B. mittels Mehrgeschossanlagen (MGA) mit hoher Kommissionierleistung durchgeführt. Für Winner-Produkte ist die Integration von Durchlaufregalen möglich. Manuelle Fachboden- bzw. Palettenregalsysteme sind auch bei saisonalen Schwankungen leicht flexibel erweiterbar und anpassbar. Sie sind zudem günstig. Allerdings ist die Raumausnutzung im Vergleich zu Kompaktlagern und MGA häufig nicht sehr gut. Fachboden- und Palettenregalsysteme können durch den Einsatz von z. B. Regalbestückungs- und Kommissionierrobotern sowie FTS teilautomatisiert werden.