Unterbrechungen im Lager vermeiden
Unterbrechungen der Betriebsabläufe im Lager können nicht nur teuer werden, sondern sie verzögern auch alle nachfolgenden Prozesse wie z. B. den Warenversand und die Kundenbelieferung.

Werden Prozesse bzw. Abläufe im Lager unterbrochen kostet das nicht nur Zeit, sondern es führt auch zu Verzögerungen nachfolgender Prozesse wie z. B. die Aussendung von Artikeln und die Belieferung von Kunden. Wenn ein Unternehmen Just-in-Time-Lieferant beispielsweise für die Autoindustrie ist, drohen hohe Vertragsstrafen, wenn die von der Belieferung abhängige Produktion zum Erliegen kommt. Werden Kunden zu spät beliefert, leidet das Vertrauen und die Kundenbindung. Das Thema der Vermeidung von Lagerablauf-Unterbrechungen und von Stillständen hängt auch stark mit der Prozessoptimierung im Lager zusammen. Generell kann man zwischen geplanten und ungeplanten Unterbrechungen unterscheiden. Zu den geplanten Unterbrechungen im Lager gehören beispielsweise Stillstände durch Inventur oder auch durch Wartung von Maschinen, Anlagen und Regalen. Ungeplante Stillstände können z. B. durch Maschinenschäden, Ausfall des Lagerverwaltungssystems, Ausfälle bei der vorgelagerten Produktion oder auch durch Unfälle und Krankmeldungen der Mitarbeiter entstehen.
Geplante Unterbrechungen
Geplante und verzögerungsfreie Lagerinventur
Die Inventur der Lagerbestände am Bilanzstichtag sollte immer gut geplant, vorbereitet und zeitsparend bzw. effizient durchgeführt werden. Eventuell muss das gesamte Unternehmen vorarbeiten, damit ein Zeitpuffer und eine Resilienz gegen Prozessunterbrechungen besteht oder es muss ggf. nachgearbeitet werden. Im Idealfall sind es nur Kleinigkeiten, die am Inventurtag zu unnötigen Verzögerungen und Unterbrechungen von Prozessen führen. Natürlich muss zunächst für die physische Inventur genügend Personal - also Mitarbeiter und evtl. Zeitarbeiter - eingeplant werden. Vor der Inventur muss geklärt werden, ob die Bestandsaufnahme bei laufender oder reduzierter Produktion durchgeführt werden kann oder ob der Betrieb geschlossen werden muss. Wieviel Zeit nimmt die Inventur voraussichtlich in Anspruch und wann genau soll sie stattfinden? Die Inventurbereiche sollten vorbereitet werden, d. h. Lager und Verkaufsfläche muss aufgeräumt, Bestände zusammengestellt und geordnet, beschädigte Ware separat gestellt, die korrekte Kennzeichnung kontrolliert, etc. werden (1). Zudem müssen Hilfsmittel (z. B. Bestands- und Artikellisten) vorbereitet und bereitgestellt werden. Günstig ist auch die Verwendung von Inventurchecklisten. Aufnahme und Kontrolle müssen spätestens vier Stunden vor Beginn der Hauptinventur durchgeführt werden. Sobald die Aufgabe erledigt ist, müssen die Aufnahmebereiche verschlossen bzw. Waren gegen Entnahme gesichert werden.
Günstig ist auch eine permanent durchgeführte Inventur mittels eines Lagerverwaltungssystems (LVS). Die Voraussetzung einer akribisch genau geführten Lagerbuchhaltung und entsprechender Nachweise kann am besten mit einem LVS bewältigt werden.
Durchführen von Wartungsarbeiten
Wartungen an Regalanlagen, Staplern, automatischer Fördertechnik, Automatischem Kleinteilelager (AKL), etc. müssen mindestens einmal pro Jahr durchgeführt werden. Z. B. hat nach "DGUV-I 208-061 Lagereinrichtungen und -geräte, Abschnitt 6 Prüfung" das Unternehmen dafür zu sorgen, dass kraftbetriebene Regale und Schränke sowie Regale und Schränke mit kraftbetriebenen Inneneinrichtungen nach Bedarf, mindestens jedoch einmal jährlich, von einem Sachkundigen auf ihren sicheren Zustand geprüft werden (2).
Die unterschiedlichen Termine für Wartungsarbeiten im Lager sollten geplant und über das Jahr verteilt werden, damit Prozesse und Abläufe möglichst wenig unterbrochen werden. Beispielsweise kann jeden Monat ein Stapler der unternehmenseigenen Flotte gewartet werden oder absichtlich die Wartung aller Stapler durch das Unternehmen gebündelt werden - z. B. an einem Wochenende, in einem Feiertagszeitraum oder einer Urlaubssaison. Dabei kann der Performance-Verlust durch zusätzlich eingeplantes Equipment ausgeglichen werden. Das zusätzlich benötigte Equipment (z. B. Stapler) kann von einem Dienstleister gemietet werden. Natürlich muss auch die Personalplanung im Lager entsprechend angepasst werden.
Ungeplante Störungen des Lagerbetriebs
Ausfall von Maschinen, Anlagen und Geräten
Der Ausfall von Maschinen und Anlagen kann viel Zeit und Geld kosten. Wenn man aber bewusst mit Ausfällen rechnet, kann man mit entsprechend vorgeplanten Notfallkonzepten darauf reagieren. In einigen Fällen ist auch die redundante Auslegung von Komponenten ratsam.
Ein Beispiel ist der Ausfall eines Regalbediengerätes in einer Gasse eines Automatiklagers. Damit man im Ernstfall noch an die Ware herankommt, empfiehlt sich die Verteilung von wichtigen Artikeln auf mehrere verschiedene Lagergassen. So kann man einen Stillstand bei der Kommissionierung und der Kundenbelieferung vermeiden. Schmalganglager sollte man nicht mit einer Schienenführung, sondern mit einer Induktivführung ausstatten, damit man bei einem Staplerausfall noch mit einem Handhubwagen an die Bodenpaletten herankommt. Es ist sicher von Vorteil, Ausfällen und Stillständen durch Instandhaltungsmaßnahmen, Maschinenservice (Fluidmanagment, Wartungsarbeiten, etc.) und Industriereinigung vorzubeugen.
Bei Lagerverwaltungssystemen ist aufgrund der Komplexität des Systems und den gravierenden Folgen eines Ausfalles eine redundante Auslegung von kritischen Hard- und Softwarekomponenten dringend nötig. Auch bei der Fördertechnik werden bestimmte Komponenten sicherheitshalber redundant ausgelegt.
Prävention für Produktionsunterbrechungen
Um möglichen Stillständen bei der Produktion vorzubeugen, sollte man im Lager entsprechende Sicherheitsbestände wichtiger Artikel bevorraten. Nur so kann die Kommissionierung und Kundenbelieferung unterbrechungsfrei weiterlaufen. Natürlich müssen auch für die Produktion entsprechende Halbzeuge, Komponenten, Hilf- und Schmierstoffe bevorratet werden, damit Stillständen vorgebeugt werden kann.
Abwendung von Lieferverzögerungen
Auch Lieferverzögerungen durch Lieferanten können zu katastrophalen Auswirkungen bei Unternehmen führen. Daher bietet sich hier die kontinuierliche Lieferantenkontrolle und die Bestimmung von Ausweichlieferanten an.
Wie die Corona Krise gezeigt hat, können auch ganze Lieferketten zusammenbrechen. Die starke Abhängigkeit von Lieferanten aus China hat zu Lieferengpässen und Stillständen in vielen Produktions- und Handelsbetrieben geführt. Künftig soll daher stark an der Resilienz von Lieferketten gearbeitet werden. Z. B. müssen Ausweichlieferanten in anderen Ländern gefunden werden. Besonders für die Just-in-Time-Produktion in der Automobilindustrie haben Lieferverzögerungen katastrophale Auswirkungen, da hier die Produktion sofort zum Stillstand kommt. Eventuell muss hier das komplette Produktionsprinzip bzw. -system überdacht werden
Ausfall von Mitarbeitern vorbeugen
Mitarbeiter können durch Krankheit aber auch Unfälle ausfallen. Um Unterbrechungen bei den Prozessen und Abläufen im Lager zu vermeiden, kann man evtl. auf Zeitarbeitsfirmen zurückgreifen.
Generell ist es natürlich wichtig, dass die Unfallvermeidung im Unternehmen ernst genommen wird. In jedem Betrieb gibt es Bereiche, die vor dem Zutritt durch Unbefugte gesichert werden müssen. Weiterhin existieren viele Gefahrenstellen, die komplett durch Absperrungen abgetrennt werden müssen. Die Unfallverhütung und die Beseitigung von Gefahrenstellen liegen in der Verantwortung des Betriebsinhabers. Beim Arbeitsschutz und der betrieblichen Sicherheit hat der Unternehmer in erster Linie dafür zu sorgen, dass Schäden von Leib und Leben seiner Mitarbeiter abgewendet werden. Durch Gesetze werden ihm deshalb Grundpflichten auferlegt. Im Wesentlichen ergibt sich dies aus fünf Rechtsvorschriften: Arbeitsschutzgesetz (ArbSchG §§ 3, 4, 13), Unfallversicherungs-Einordnungsgesetz (UVEG-SGB VII § 21), Unfallverhütungsvorschrift „Allgemeine Vorschriften" (GUV-V A 1, bisher GUV 0.1 § 2 (1)) der Gesetzlichen Unfallversicherung (GUV), Bürgerliches Gesetzbuch (BGB § 618) und Arbeitssicherheitsgesetz (ASiG § 1). Neben diesen Grundpflichten haben Unternehmer weitere Aufgaben und Pflichten. Mehr darüber findet sich in den GUV-I 85639 der Gesetzlichen Unfallversicherung (3).
Vermeidung von Unterbrechungen bei der Kommissionierung
Um Unterbrechungen bei der Kommissionierung vorzubeugen, müssen immer ausreichende Sicherheitsbestände der Artikel vorgehalten werden. Allerdings sind zu große Lagerflächen und -bestände kostspielige Nachteile, die beim Kommissionieren unbedingt vermieden werden sollten. Die Sicherheitsbestände müssen daher genaustens bestimmt werden. Von Vorteil ist auch eine effiziente Organisation der Kommissionierung, damit der Ablauf reibungsfrei vonstattengeht (4). Auch die Lieferantenkontrolle und die Bestimmung von Ausweichlieferanten ist wichtig. Weiterhin muss dem Ausfall von Mitarbeitern z. B. durch Zeitarbeitskräfte vorgebeugt werden.
Optimierung der Lagerhaltung
Für die effiziente Lagerhaltung bzw. die Vermeidung von Unterbrechungen und Fehlern sind standardisierte Prozesse wie die einheitliche Kennzeichnung von Lagerplätzen und Transporteinheiten sowie der Einsatz eines LVS notwendig. Hier eignen sich insbesondere die folgenden zehn Ansätze (5):
- Informationsbrüche in den Prozessen der Lagerhaltung beseitigen.
- Lagerprozesse vom Wareneingang über die Kommissionierung bis zum Warenausgang schlank gestalten.
- Durch standardisierte Kennzeichnung den Suchaufwand verringern und Wege-/ Greifzeiten verkürzen.
- Effiziente Kontrollmechanismen im Warenausgang einführen.
- Inventurdifferenzen minimieren und Fehlladungen unterbinden.
- Bestandsgenauigkeit erhöhen.
- Out-of-Stock-Situationen verhindern und die Qualität der Warenbereitstellung steigern.
- Energiesparpotenziale aufdecken.
- Den Einsatz von Flurfahrzeugen optimieren.
- Kommunikationsaufwand durch Umstellung auf elektronischen Datenaustausch (EDI) reduzieren, evtl. LVS einführen.
Checkliste: Unterbrechungen im Lagerbetrieb vermeiden
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Literatur:
1 Inventur: So gelingt Ihnen die Bestandsaufnahme mit minimalem Aufwand, Haufe-Lexware GmbH & Co. KG, Link
2 Bito Fachwissen, Vorschriften zur Lagereinrichtung, Link
3 Sicher und gesund durch Absperrungen von Gefahrenbereichen, Bito, Link
4 Bito Fachwissen, 10 Fehler, die Sie beim Kommissionieren vermeiden sollten, Link
5 Herausforderung effizientes Lagermanagement, Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum eStandards, Link