Schwankungen der Nachfrage und des Angebots bewältigen
Saisonale und abrupte Nachfrageschwankungen lassen sich mit einer flexiblen Logistik und einer intelligenten Planung bewältigen. Bestands- und Lieferantenoptimierung, Zeitarbeitskräfte sowie Pufferlager sind nur einige Elemente davon.

Es ist wieder Weihnachten. Was jeden Unternehmensinhaber bei Anblick der hohen Absatzzahlen freut, kann aber auch leider im Betriebsablauf große Probleme bereiten. Saisonale Schwankungen der Nachfrage und des Angebots treten natürlich nicht nur zu Weihnachten und zu anderen Festtagen auf. Wesentliche Ursachen von Saisonalitäten sind z. B. Klima- und Witterungsveränderungen im Jahresverlauf sowie Festtage und Volksbräuche. Schwankungen müssen noch nicht einmal regelmäßig und vorhersehbar sein. Manche Branchen wie die Konsumgüter- und Lebensmittelindustrie, die Modeindustrie, der Agrarsektor, u. a. sind besonders davon eingenommen. Generell betrifft es fast jedes Unternehmen - der Absatz bzw. die Bedürfnisse nach bestimmten Produkten schwanken mehr oder weniger. Darüber hinaus kann natürlich auch das Angebot an Rohstoffen, Halbfertigwaren oder fertigen Produkten für die Produktion von Gütern schwanken. Rohstoffe können auf den Märkten manchmal nur bedingt erhältlich sein. Lieferanten können selbst schlecht disponieren oder auch unzuverlässig liefern. Es gibt verschiedenste Möglichkeiten, wie sich ein Unternehmen darauf einstellen kann - und zwar in der eigenen Planung und den Betriebsabläufen bzw. der Logistik.
Ein Muss: Optimierte Bestandsplanung
Es existieren Softwarelösungen für die Bestands- und Dispositionsoptimierung, um die Lagervorräte dem schwankenden Bedarf anzupassen. Auf der Basis von Verkaufszahlen aus den vergangenen Jahren und unter Einbindung statistischer Verfahren wird automatisch die optimale Bestellmenge für einen bestimmten Zeitraum errechnet. Saisonale Schwankungen werden in die Prognose mit einbezogen, wobei spontane Nachfrageveränderungen durch Algorithmen geglättet werden. Soll ein sehr hoher Servicegrad erreicht werden und damit die sofortige Ausführung einer großen Anzahl von Bestellungen gesichert sein, müssen die Sicherheitsbestände dementsprechend groß sein.
Die ABC-XYZ-Analyse und Einschätzungen an welcher Stelle des Produktzyklus das einzelne Produkt jeweils steht, vermindern ebenso Überraschungen bei der Nachfrageabschätzung.
Lieferantenoptimierung ist nötig
Hier geht es darum, unzuverlässige Lieferanten zu identifizieren und durch zuverlässige zu ersetzen. Der Ausfall von kompletten Lieferungen oder Teillieferungen von Rohstoffen, Halbzeugen und Produkten sowie eine nicht verwertbare schlechte Qualität kann einen Betrieb sehr schnell in den Abgrund stürzen. Bei der Auswahl vertrauenswürdiger Lieferanten sollten Sie sich folgende Fragen stellen: Liefert der Lieferant pünktlich und qualitativ zuverlässig? Wie flexibel reagiert er, wenn Sie überraschend eine größere Menge eines Produkts bestellen müssen? Wie werden Reklamationen geregelt?
Wichtig ist ein einheitliches Bewertungssystem für die Lieferanten und das -management zu etablieren und nicht nur monetäre Gründe für die Entscheidung für einen Lieferanten zu wählen. Zudem kann es auch hier sinnvoll sein, eine ABC-Einteilung der verschiedenen Produkte und damit der Lieferanten nach Wichtigkeit vorzunehmen. Die A-Lieferanten sind die Lieferanten, die für das Überleben des Unternehmens extrem wichtig sind. Sie sollten ebenso eine Liste von Ersatzlieferanten gerade für A-Produkte führen.
Mit einer Just-In-Time (JIT)-Anlieferung lassen sich definitiv Lagerkosten sparen und die Kapitalbindung senken. Trotzdem sollte zur Sicherheit ein Pufferlager geführt werden. JIT ist nur möglich, wenn man sich auf den Zulieferer voll verlassen kann. Damit wird allerdings die Lieferantenbindung extrem gestärkt und die Auswahl an Lieferanten beschränkt.
Einsatz von Zeitarbeitskräften in Boomzeiten
Ein großer Automatisierungsgrad im Lager bzw. in der Logistik bedingt die Auslegung der Anlagen auf Leistungsspitzen. Daraus folgt eine Überdimensionierung bei Normalbetrieb. Betriebsinhaber sollten bei starken Nachfrageschwankungen von Produkten an den Einsatz von saisonaler Arbeitskräfte bzw. Zeitarbeitskräfte bei Leistungsspitzen denken und in diesem Bereich eher von einem großen Automatisierungsgrad absehen. Allerdings gibt es auch schon sogenannte smarte Cobots (Kollaborative Roboter), die z. B. für unterschiedliche Sortier- und Verpackungsaufgaben nach Bedarf eingesetzt werden können.
Ohne geht's nicht: Pufferlager
Auch bei der besten Planung müssen bestimmte Bestände an Produkten zu Sicherung der Lieferfähigkeit vorgehalten werden. Aufgrund der Forderung nach einer geringen Kapitalbindung und eines schlanken Lagers dürfen diese Bestände allerdings nicht zu groß sein, sondern müssen optimiert werden. Besonders bei JIT-Anlieferung oder Kanban-Systemen in Betrieben sind Pufferlager nötig. Eine leichte Beeinträchtigung kann hier zu einem Produktionsausfall führen und sofort beträchtliche Kosten verursachen. Neben einem veränderten Bedarf insbesondere bei Renner-Produkten sind auch technische Probleme an Anlagen sowie plötzlich ausgefallene Mitarbeiter Gründe, um ein oder mehrere Pufferlager einzuführen. Besonders im E-Commerce kann auf Pufferlager in der Logistik kaum verzichtet werden, da einzelne Produkte u. U. rasch reißenden Absatz finden und der Nachschub gesichert werden muss. Als Pufferlager eignen sich besonders gut Blocklager (ohne oder mit Regalen, Einfahr- und Verschieberegale, Palletten-Durchlauf-Regalsysteme (PDS) sowie Umlaufregallager. Grundsätzlich muss ein Pufferlager für jede Produktart platzsparend konzipiert werden. Entscheidende Parameter für die Konzeption sind daher besonders die Größe, erreichte Produktionssicherheit und die Kosten. Aufgrund seiner einfachen Gestaltung eignet sich in vielen Fällen insbesondere das Fachbodenregal für Pufferlager. Vorteile sind, dass es von allen Seiten beschickt und einfach individuell angepasst werden kann.
Versand und Transportlogistik bedenken
Grundsätzlich ist es wichtig, eine bedarfsorientierte Lieferkette zu implementieren. Die tatsächliche Nachfrage nach Produkten sollte die Lieferkette antreiben. Dadurch kann die Nachfragevariabilität besser gemanagt werden. Bei saisonalen und akut auftretenden Auftragsspitzen kann - wie schon erwähnt - auch im Versand, bei der Qualitätskontrolle und der Logistik auf Zeitarbeitskräfte zurückgegriffen werden. Entsprechendes Verpackungsmaterial sollte rechtzeitig eingekauft werden. Der Transport zusätzlicher Lieferkontingente kann beispielsweise an einen Logistikdienstleister mit flexiblen Kapazitäten ausgelagert werden.
Weitere Maßnahmen zur Bewältigung von Volatilitäten
Die Reduzierung der Vorlaufzeit bei den Bezugsquellen stellt sicher, dass ein Unternehmen in der Lage ist, schnell auf die sich ändernden Anforderungen zu reagieren. Lange Vorlaufzeiten erhöhen die Wahrscheinlichkeit eines Bullwhip-Effekts (Peitscheneffekts). Dabei schaukeln sich Bestellschwankungen zum Ursprung der Lieferkette (Lieferanten) hin auf. Neben dem Pufferbestand an Produkten müssen auch Zeit- und Arbeitskapazitäten vorgeplant werden. Eine gute Sichtbarkeit und Abstimmung von Angebot und Nachfrage ermöglichen schnellere Reaktionen auf Veränderungen und tragen somit zu einer reibungslosen Lieferkette bei. Das Managementteam sollte zudem einen Aktionsplan aufstellen, wie es bei Schwankungen und erkennbaren Unterbrechungen in der Lieferkette reagieren will. Darüber hinaus kann ein besseres Verständnis der Nachfragevariabilität und ihrer Ursachen zu besseren Entscheidungen und Maßnahmen führen.