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Brandschutz bei wasserdurchlässigen Kunststoff-Ladungsträgern

Auch Kunststoff-Ladungsträger unterliegen dem Brandschutz. Maßgeblich sind die Richtlinien von FM Global und VdS. Allerdings müssen die Leitlinien harmonisiert und erweitert werden.

Ratgeber & Wissen

Jedes Jahr entsteht über eintausend Brände in Lagern und Lagerhallen. Daher ist das Thema Brandschutz in Lagern extrem bedeutsam. Bei einem Brand in einem Großlager mit wertvollen Artikeln kann ein extrem hoher Sachschaden entstehen, der in die Millionen geht. Mitarbeiter können verletzt werden oder sogar sterben. Durch Löschwasser kann das Grundwasser verunreinigt und die Luft durch stark toxische Rauchgase verseucht werden. Allerdings ist es möglich, durch entsprechende Brandschutzmaßnahmen wie Sprinkleranlagen und die Auswahl schwer entflammbarer Baustoffe das Risiko zu vermindern. Der Feuerschutz muss also schon bei der Lagerplanung mit einbezogen werden. Hier existiert eine Top-5 der wichtigsten technischen Maßnahmen: Brandabschnitte klein halten, Lagerhöhe geringhalten, Brandlast reduzieren, Brandschutzgutachter und Brandversicherer bei der Planung mit einbinden (1). 

Richtlinien von FM Global und VdS

Auch Lagerbehälter unterliegen dem Feuerschutz. In diesem Bereich sind das deutsche Unternehmen VdS Schadensverhütungs GmbH und das amerikanische Industrieversicherungsunternehmen FM Global federführend. Geschlossene Lagerbehälter sind beim Einsatz von Sprinkleranlagen generell nicht geeignet, da Wasser eindringen und nicht ablaufen kann. Behälter mit Wasserablauflöchern sind beim Einsatz von Sprinkleranlagen unverzichtbar, da diese das Löschwasser der Sprinkleranlagen kaskadenartig an untere Regalebenen abgeben. Hierzulande werden bei der Entwicklung der Kunststoff-Ladungsträger zur Erfüllung des Brandschutzes vor allem das FM Global Datenblatt 8-34 Protection For Automatic Storage and Retrieval-Systems/ Datenblatt 8-9 Storage Of Class 1, 2, 3, 4 And Plastic Commodities und die technische VdS Richtlinie CEA 4001 Abschnitt K.7 herangezogen. Weltweit gibt es allerdings weitere Leitlinien und Auflagen regionaler Versicherer und Institutionen, die in Betracht gezogen werden müssen (2). Die Richtlinien von FM Global und VdS geben unterschiedliche Hinweise auf die Gestaltung eines wasserdurchlässigen Kunststoff-Lagerbehälters. Um für die Entwicklung des Kunststoff-Ladungsträgers Planungssicherheit zu erzielen, sollten die Richtlinien von FM Global und VdS mittelfristig harmonisiert werden. 

Wasserdurchlässiger Kunststoff-Ladungsträger nach FM Global

Das Unternehmen FM Global regelt den wasserdurchlässigen Kunststoff-Ladungsträger in Datenblatt 8-9 sowie Datenblatt 8-34. Im Positionspapier "Brandschutz bei Kunststoff-Ladungsträgern" der Arbeitsgruppe pro-K Lager- und Transportsysteme des pro-K Industrieverbandes Halbzeuge und Konsumprodukte aus Kunststoff e.V. (Frankfurt, 2) wird das Datenblatt 8-34 interpretiert. Demnach ist ein wasserdurchlässige Kunststoff-Ladungsträger mit folgenden Merkmalen ausgestattet: 

  • Er besitzt einen festen Boden ohne Deckel und ist oben offen. 

  • Er lässt Wasser schnellstmöglich entlang der gesamten Umfangslänge rundherum ablaufen. 

  • Entsprechende Ladungsträger haben eine minimale Abflussfläche, bezogen auf die Innenwandfläche, von 30 Prozent innerhalb 13 mm vertikal vom inneren Boden des Ladungsträgers ausgemessen. 

Die Vorgaben können konstruktiv durch Löcher, Langlöcher oder Schlitze in der Innenwand innerhalb der 13 mm vertikal vom inneren Boden des Ladungsträgers gelöst werden (siehe Grafik 1 u. 2 im Positionspapier (2)). 

Wasserdurchlässiger Kunststoff-Ladungsträger nach VdS

Die „VdS-CEA-Richtlinien (VdS CEA 4001 K.7) für automatische Sprinkleranlagen – Planung und Einbau“ stufen Kunststoffbehälter in verschiedene Brandgefahrenklassen ein. Lagerbehälter werden als wasserdurchlässig klassifiziert, wenn 

  • Wasser mit etwa 20 Millimetern pro Minute in die Box strömt, eine Höhe von zehn Millimetern aber nie überschritten wird. 

  • Diese Wasserdurchlässigkeit kann durch 50 gleichmäßig verteilte Bohrungen von 5 mm Durchmesser im Behälterboden (pro Quadratmeter Behältergrundfläche) erreicht werden. 

  • Andere Lösungen sind möglich, wenn die Wasserstandshöhe 10 mm nicht überschreitet. Dabei können sich die Öffnungen im Behälterboden oder auch in den Seiten befinden. 

  • Das Verhalten bzw. die Wasserdurchlässigkeit im beladenen Zustand ist entscheidend. 

Zielkonflikte bei Automatiklagern

Die Forderungen aus den Richtlinien der FM Global und des Unternehmens VdS führen zu Zielkonflikten bei Automatiklagern. Beispielsweise fordern die Betreiber von Automatiklagern, dass beim Bruch von Flüssigkeitsgebinden im Ladungsträger eine bestimmte Menge an Flüssigkeit aufgefangen werden muss, um Verschmutzungen der Förderanlagen zu vermeiden. Ein entsprechendes Auffangvolumen ist aber laut FM Global und dem Unternehmen VdS ausgeschlossen. Löcher an den Seiten des Ladungsträgers, wie von FM Global definiert, verhindern die sichere Erkennung des Ladungsträgers durch Lichtschranken (in Standardposition). Zudem befinden sich die Wasserablauflöcher nach FM Global in der typischen Höhe von Barcodescannern. Barcodeetiketten lassen sich in diesem Fall aufgrund der Löcher nicht platzieren. Die Arbeitsgruppe pro-K Lager- und Transportsysteme kommt daher zu dem Schluss, dass einerseits die besonderen technischen Anforderungen von Automatiklagern in den Richtlinien bzw. in der Konstruktion von wasserdurchlässigen Kunststoff-Ladungsträgern Berücksichtigung finden müssen. Anderseits müssen die Leitlinien von FM Global und VdS harmonisiert werden. Laut pro-K sind die geeignetsten Parameter zur Sicherstellung des Feuerschutzes von Kunststoff-Ladungsträgern die Werte zur Wasserbeaufschlagung (mm/min) und Durchflussmenge. Daher sind genaue Konstruktionsvorgaben und -empfehlungen nicht zielführend. 

BITO Boxen der Typen KLT, MB, XL und XLMotion (3, Behälter für Automatiklager) werden bei Bedarf mit entsprechenden Wasserablauflöchern im Boden und in den Seitenwänden ausgestattet. Zudem bietet Bito Lagerbehälter auch aus schwer entflammbaren Materialien an. 

Literatur:

1 BITO Fachwissen, Einfache Maßnahmen für den Brandschutz im Lager + Checkliste, Link 

2 pro-K Lager- und Transportsysteme, Positionspapier Brandschutz bei Kunststoff-Ladungsträgern, pro-K Industrieverband Halbzeuge und Konsumprodukte aus Kunststoff e.V., Frankfurt, Link 

3 Bito Lagertechnik, BITOBox XLMotion, Extremer Leiselauf für zufriedene Mitarbeiter, Link 

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