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Nachhaltige Transportlogistik in Asien

In der ASEAN-Region sollen ein grenzüberschreitender umweltfreundlicher Frachtverkehr und ein integriertes intermodales Transport- und Logistiksystem geschaffen werden. China treibt besonders die Elektromobilität voran.

Ratgeber & Wissen

Die Nachhaltigkeit von Logistik- bzw. Lieferketten überspannt naturgemäß sehr unterschiedliche Einzelbereiche. Der Begriff Nachhaltigkeit bezieht sich in erster Linie auf die Reduzierung des Energieverbrauchs von CO2 und anderen Treibhausgasen sowie Rußpartikeln. Die Bereiche umspannen das Fahrtraining für Lkw-Fahrer, die Aerodynamik von Fahrzeugen, Gewichtseinsparung, treibstoffeinsparende Bereifung, Routenplanung, Ausbau von Infrastruktur bis hin zu politischen Anreizen für die Umsetzung von Umweltrichtlinien. Laut der Studie „Delivering Tomorrow – Zukunfstrend Nachhaltige Logistik“ (1) der Deutschen Post AG liegen „vier der zehn Länder mit den höchsten CO2-Emissionen aus fossilen Brennstoffen in Asien. Weltweit steht laut der Union of concerned Scientist (2) bei den CO2-Emittenten China mit 28 Prozent Anteil an erster Stelle. Danach folgen die USA (15 Prozent), Indien (7 Prozent) und Russland (5 Prozent). In Asien gehören auch Japan (3 Prozent) und Südkorea (2 Prozent) zu den größten Emittenten. Zählt man alle Anteile asiatischer Länder in der Graphik zusammen, erhält man einen Gesamtanteil von 46 Prozent an den globalen Gesamtemissionen. Die Länder in Europa kommen auf gerade mal sieben Prozent. Das Land der Mitte hat seine Führungsposition bei den CO2-Emissionen überwiegend dem starken Wachstum seines Transportsektors zu verdanken, das wiederum durch den E-Commerce-Boom im Lande angetrieben wird (3). Im Jahr 2010 führte der Energieverbrauch im Transportsektor zu 474,35 Millionen Tonnen an CO2-Emissionen. Bis 2020 wurde eine Verdopplung der Treibhausgas-Emissionen vorausgesagt. Generell ist es schwierig an genaue Daten für die Kohlendioxidemissionen in China zukommen. Um die Reduzierung von Treibhausgasen im Transportsektor voranzubringen, muss zunächst erst einmal der CO2-Ausstoß genau evaluiert werden. Das Land der Mitte hat das Nachhaltigkeitsziel neben Wohlergehen und Qualität in seinem 14. Fünfjahresplan (2021-25) festgeschrieben. Genauso wie der Rest der Welt will China in 30 bis 50 Jahren eine kohlenstofffreie Wirtschaft aufbauen (4). 

Chinas Markt für Elektromobilität

Die chinesische Regierung will die schlechte Luft in den großen Städten des Landes bekämpfen und weltweit Technologieführer bei der Elektromobilität werden. Daher gilt China als Leitmarkt für Elektroautos. Das Land der Mitte ist mit etwa der Hälfte des globalen Absatzes weltweit der größte Markt für New Energy Vehicles (NEV). In den letzten zehn Jahren hat die Regierung den Aufbau des Marktes für Elektromobilität und der Ladeinfrastruktur in allen Marktsegmenten mit großem Aufwand vorangetrieben. Auf politischer Ebene sind für die Phase des Marktaufbaus der 13. und 14. Fünfjahresplan, die Technologie-Roadmap des Ministry of Industry and Information Technology (MIIT) sowie der NEV-Entwicklungsplan bestimmend. Bis Ende 2020 sollte dadurch der Anteil der NEV-Neuzulassungen sieben Prozent der gesamten Anzahl der zugelassenen Fahrzeuge betragen. Fünf Millionen NEV sollten bis Ende 2020 die Straßen des Landes befahren. Gleichzeitig waren 50000 öffentliche Ladepunkte geplant. Laut des International Council on Clean Transportation (ICCT) wurde mit 4,92 Millionen NEV auf Chinas Straßen Ende 2020 die Vorgabe fast erreicht. 

Laut ADAC wollen chinesische Hersteller auf dem europäischen Markt für E-Nutzfahrzeuge Fuß fassen. Elektrisch angetriebene Lkw, auch für den Fernverkehr, sind die nächste Revolution in der Nutzfahrzeugbranche. Ein Beispiel ist die junge Marke Maxus aus dem SAIC-Konzern, die seit Kurzem das Modell EV80 als Kastenwagen, Neunsitzer oder reines Fahrgestell anbietet. Der chinesische Hersteller Geely ist seit Ende 2017 größter Anteilseigner am Lkw-Hersteller Volvo Trucks AB. Mit dem kommenden Elektro-Lkw zielt Geely gemäß dem Magazin Auto Motor und Sport stark auf den Tesla Semi-Truck ab. 

Das Land der Mitte reichte die meisten Technologie-Patente im Jahr 2019 bis 2020 im Bereich Schnelllade- und kabellose (Wifi) Ladetechnologie ein. Von über 5000 angemeldeten Patenten im gleichen Zeitraum im Bereich Wireless Electric Vehicle Charging (WEVC)-Technologie hält China 40 Prozent, gefolgt von Japan (20 Prozent), USA (14 Prozent) und Deutschland (14 Prozent). Im Jahr 2020 befinden sich zudem 14 chinesische Großstädte unter den E-Auto-Hauptstädten der Welt. 

Ergebnisse des Transport- und Klimawandel-Projekts für die ASEAN-Region

Um die Auswirkung einer zunehmenden Mobilität zu mildern, hat das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) in 2012 beauftragt, das Projekt „Energy Efficiency and Climate Change Mitigation for the Land Transport Sector of the ASEAN Region“ (Kurz: Transport and Climate Change (TCC)) in Kooperation mit dem Generalsekretariat für die ASEAN-Region durchzuführen. Ende 2015 wurde die erste Phase des Projekts beendet. In dieser Phase wurden seit 2012 die Strategien und Aktionspläne der einzelnen Länder für die Verbesserung der Energieeffizienz und der Reduzierung von Treibhausgasen für den Landtransport entwickelt, eingeführt und überwacht. Das Rahmenwerk für das Projekt bildet der ASEAN Strategic Transport Plan/ Brunei Action Plan (BAP) der 2010 von 16 Transportministern aus ASEAN-Ländern verabschiedet wurde. Der Nachfolger seit 2015 ist der ASEAN Transport Strategic Plan bzw. Kuala Lumpur Transport Strategic Plan (KLTSP, 5). Der ASEAN Energy Action Plan, Phase II (2021-2025) fokussiert zudem auf das Thema der Energieeffizienz im Transportsektor. Die zweite Phase lief bis Ende 2018. An dem Projekt nahmen direkt Malaysia, Indonesien, die Philippinen, Thailand und Vietnam teil. Es war Teil des regionalen Programms „Cities, Environment and Transport in the ASEAN Region”. Die zweite Projektphase fokussierte auf die Zusammenführung der Aktivitäten aus der ersten Phase und der Unterstützung konkreter Maßnahmen zur Energieeffizienz und Reduzierung von Treibhausgasen sowie der Verbesserung der Einführung der Maßnahmen auf regionaler und nationaler Ebene.  

Die Ergebnisse der zweiten Phase des Projekts sind: 

  • Für alle Partnerländer wurden Statusberichte erstellt, durch die das jeweilige Verbesserungspotenzial aufgezeigt wird und eine Basis für weiter Entscheidungen auf lokaler Ebene zusammen mit dem strategischen Rahmenwerk gegeben wird. Zwei Beispiele sind: 

  • In Indonesien wurde ein Whitepaper zum Thema umweltfreundlicher Frachttransport entwickelt, das in Übereinstimmung mit dem ASEAN Strategic Transport Plan entworfen wurde. 

  • In den Philippinen wurde die Einführung von Regeln und Gesetzen in Bezug auf den "Special Vehicle Pollution Control Fund" verbessert. Ein fixer Anteil der Anmeldegebühr für Fahrzeuge kommt dem Fond zugute. Dadurch soll die Entwicklung und Umsetzung von Fahrzeugstandards, die Forschung, Ausbildung und das Training im Bereich Schadstoffbekämpfung und saubere Fahrzeugtechnologien gefördert werden. 

ASEAN Regional Strategy on Sustainable Land Transport

Auf dem Kuala Lumpur Transport Strategic Plan (ASEAN Transport Strategic Plan (2016-2025, 5)) fußt die ASEAN Regional Strategy on Sustainable Land Transport (6). Die Strategie folgt einer Vision für ein nachhaltiges Landtransportsystem in den ASEAN-Staaten - ein Transportsystem, das gerecht, effizient, sicher und sauber und in Übereinstimmung mit einer globalen nachhaltigen Entwicklung und Klimawandel-Zielen ist. Im Strategieplan werden zielführende Maßnahmen z. B. in den Bereichen städtische Mobilität, Kraftstoffeinsparung, saubere und kohlenstoffarme Treibstoffe, "Grüne Fracht und Logistik", etc. empfohlen. 

Saubere und kohlenstoffarme Treibstoffe

Die ASEAN-Länder besitzen momentan schwankende Treibstoffqualitäten und Emissionsstandards. Die Entwicklung von ausgeglicheneren Treibstoff-Qualitätsstandards würde den Weg für Fahrzeug-Emissionsstandards wie in Europa ebenen. Dies würde zu einer besseren Luftqualität und einem größeren Wettbewerb in der Automobilindustrie beitragen. einige empfohlene Maßnahmen sind: 

  • Durchführen von Studien zur Treibstoff-Qualitäts- und Fahrzeug-Emissionsstandards, Erforschung des Einflusses auf Gesundheit, Umwelt und grünes Wachstum, Gespräche und Treffen zum Thema Harmonisierung von Treibstoff-Qualitätsstandards in der Region durchführen, Entwicklung von regionalen Nachhaltigkeitskriterien für Biotreibstoffe, Entwicklung von Richtlinien zur Bewertung von Umwelt- und sozialen Einflüssen von alternativen Kraftstoffen 

  • Förderung von Biotreibstoffen der zweiten Generation, die nicht mit der Nahrungsmittelerzeugung im Wettbewerb stehen und niedrige Emissionen über die Lebensdauer aufweisen, Aufbau einer regionalen Plattform zum Thema Elektromobilität, Entwicklung von Standards für die Ladeinfrastruktur und saubere Methoden des Batterierecyclings und der -entsorgung 

Grüne Fracht und Logistik

"Grüner Frachttransport" ist ein neues Thema für die ASEAN-Region und benötigt daher mehr Aufmerksamkeit und Strategieplanung. Lkw und Frachttransporter sind aufgrund ihres hohen Treibstoffverbrauchs und hoher Kohlenstoffemissionen besonders im Fokus von Politik und Gesetzgebung, um die Effizienz zu steigern und Emissionen zu reduzieren. Besonders der grenzüberschreitende "grüne" Frachtverkehr muss koordiniert werden. Viele ASEAN-Länder haben ihre nationalen "grünen Frachtprogramme" gestartet, die jetzt koordiniert werden müssen. Dadurch soll ein effizienter grenzüberschreitender umweltfreundlicher Frachtverkehr und die Ausweitung von Lieferketten für Unternehmen garantiert werden. Zudem soll ein integriertes intermodales Transport- und Logistiksystem geschaffen werden, das die Vorteile der jeweiligen Transportmodi nutzt und die regionale Vernetzung fördert. Folgende Maßnahmen sind dazu u. a. notwendig: Logistikoptimierung z. B. durch die Vermeidung von Leerfahrten und die Einführung von Logistikzentren sowie Frachtbörsen, Verkehrsverlagerung von Straße zur Schiene, Wasserwegen und Seetransport, Verbesserung der Effizienz von Lkw, Einsatz von Ersatztreibstoffen, Leichtlaufreifen und umweltbewusstes Fahren.  

E-Commerce führt zu enormem Anstieg an Frachtdiensten in SOA

Bis 2025 soll sich der Online-Handel in Südostasien (SOA) gegenüber 2018 auf 102 Milliarden US-Dollar (86,1 Milliarden Euro) vervierfachen (7). Dies müssen folglich zu einer Zunahme von Unternehmen die Logistik und Lieferdienste anbieten führen. Bis 2050 wird Asien 56 Prozent der weltweiten Nachfrage für Bodenfracht - also Güter die auf Straßen, Schienen und Inlandswasserwegen transportiert werden - stellen. Im Jahr 2050 soll Straßenfracht gegenüber 2015 um rund 270 Prozent steigen. 

Laut der Beraterfirma LYS Energy Group aus Singapur sollten Unternehmen im Bereich Frachttransport daher die Treibhausgasemissionen messen, die durch die eigenen Aktivitäten entstehen. Die ausgestoßene Menge sollte dann durch verbesserte Prozesse und den Kauf von Zertifikaten aufgewogen werden. Einige Emissionen können direkt neutralisiert werden, indem z. B. Solarzellen auf Lagerhäusern installiert werden. Emissionen, die nicht direkt neutralisiert werden können - wie z. B. Flugreisen oder Fahrten der Mitarbeiter, können durch Zertifikate für Neue Energien kompensiert werden. 

Frachtdienstleister und Logistik-Unternehmen setzen bereits Elektrofahrzeuge für den Gütertransport in SOA und im Land der Mitte ein. Beispielsweise werden in Vietnam und Malaysia auf der letzten Meile E-Fahrräder und in Schanghai E-Lieferfahrzeuge genutzt. 

Literatur:

1 Delivering Tomorrow – Zukunftstrend Nachhaltige Logistik“, Deutschen Post, 2010, Link 

2 Union of concerned Scientist, Cambridge, USA, Link 

3 Jialin Liu et al., Transportation Carbon Emissions from a Perspective of 
Sustainable Development in Major Cities of Yangtze River Delta, China, December 2020, MDPI Basel, Link 

4 Neuweg Isabella, Stern Nicholas, China’s 14th Plan, sustainable development and the new era, Paper for the 20th China Development Forum, May 2019, The Grantham Research Institute on Climate Change and the Environment, The Centre for Climate Change Economics and Policy (CCCEP) 

 
5 Kuala Lumpur Transport Strategic Plan (KLTSP) (ASEAN Transport Strategic Plan (2016-2025)), The ASEAN Secretariat Jakarta, December 2015, Link 

6 ASEAN Regional Strategy on Sustainable Land Transport, The ASEAN Secretariat Jakarta, February 2019, Link 

7 Feng Zengkun, The road to green freight in Southeast Asia, Oktober 2019, Eco-Business, Link 

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