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Was versteht man unter Kommissionierung?

Tagtäglich bestellen Kunden Waren, die von Kommissionierern bereitgestellt und versandfertig gemacht werden. Doch welche Kommissioniermethoden und welche Kommissionierverfahren gibt es?

Ratgeber & Wissen

Tagtäglich bestellen Kunden Waren on- oder offline, die von Kommissionierern anhand des jeweiligen Auftrags aus dem Lager bereitgestellt und versandfertig gemacht werden müssen. Unter Kommissionierung versteht man kurz gesagt die Zusammenstellung von Waren und Gütern nach Aufträgen aus einem gegebenen Gesamtsortiment. Dabei erfolgt der Kommissioniervorgang entweder einstufig oder mehrstufig. Der Kommissionierungs¬auftrag wird in Form von Picklisten oder elektronisch an den entsprechenden Kommissionierer übermittelt wobei der Kommissionierer Mensch oder Maschine sein kann.

Prozessschritte der Kommissionierung

Gemäß der VDI Richtlinie 3590 Blatt 1 (mehr: hier), setzt sich der Kommissionierprozess aus folgenden einzelnen Prozessschritten zusammen:

  • Vorgabe der Transportinformation (für Güter und/ oder Kommissionierer)
  • Transport der Güter zum Bereitstellungsort
  • Bereitstellung der Güter
  • Bewegung des Kommissionierers zum Bereitstellungsort
  • Vorgabe der Entnahmeinformation
  • Entnahme der Artikel durch den Kommissionierer
  • Abgabe der Entnahme
  • Quittierung des Entnahmevorgangs bzw. der Entnahmevorgänge
  • Transport der Sammeleinheit(en) zur Abgabe
  • Vorgabe der Transportinformation für die angebrochene(n) Bereitstelleinheit(en)
  • Transport der angebrochenen Bereitstelleinheit(en)

Art der Ware und des Lagers bestimmt Kommissionierung

Die Art des Lagers bzw. der Ware bestimmt die Art der Kommissionierung. Unter dem FIFO-Verfahren (First In First Out) versteht man, dass die zuerst eingelagerte Ware auch zuerst wieder kommissioniert und ausgelagert wird. Demnach werden neu eingetroffene Waren hinten und die zuerst auszulagernden Waren vorn im Regal eingelagert. Das FEFO-Verfahren (First Expired, First Out) wird angewendet, wenn eine Ware ein Mindesthaltbarkeitsdatum besitzt und daher zuerst kommissioniert werden muss. Hat eine längere Lagerdauer keinen Einfluss auf die Qualität der Ware, wie z. B. bei Metallprodukten (Schrauben oder Nägel) beziehungsweise bestimmtem Schüttgut (Sand, Kohle oder Kies) findet hingegen das LIFO-Prinzip (Last In First Out) Anwendung.

Zwei Kommissioniermethoden

1. Ware-zum-Mann-Kommissionierung

Die Waren werden hier direkt zum Kommissionierer mittels Fördertechnik gebracht. Am Kommissionierungsplatz nimmt der Kommissionierer die Ware dann entgegen und entnimmt die vom Lagerverwaltungssystem vorgegebene Menge. Danach werden die leeren oder mit Restmengen befüllten Behälter wieder mit demselben Fördermittel zurück ins Lager transportiert.

Beispiele

Umlaufregale, Paternosterregale, Turmregal, Automatisches-Kommissionierlager-System (AKS), Durchlaufregale mit automatischen RFZ, Hochregallager mit automatischen Regalförderzeugen (RFZ)

2. Mann-zur-Ware- Kommissionierung

Der Kommissionierer begibt sich zum Lagerplatz und entnimmt die benötigte Ware vor Ort. Dies erfolgt in der Regel ohne automatische Hilfsmittel. Daher eignet sich diese Kommissionierart besonders bei kleineren Aufträgen und bei Waren von geringem Gewicht. Bei Einsatz der mehrstufigen Kommissionierung (siehe weiter unten) kann diese Kommissioniermethode aber auch in großen Distributionszentren wirtschaftlich betrieben werden.

Einstufige Kommissionierung

Bei der einstufigen Kommissionierung wird jeder Kundenauftrag einzeln zusammengestellt. Dabei werden als Kommissioniermethoden die auftragsorientierte, parallele sowie die auftragsorientierte, serielle Kommissionierung eingesetzt. Bei der parallelen Kommissionierung wird ein Auftrag auf verschiedene Kommissionierzonen aufgeteilt und gleichzeitig bearbeitet. Dabei werden (größere) Aufträge aufgeteilt und in verschiedenen Lagerzonen parallel zur gleichen Zeit bearbeitet. Sobald alle Teilaufträge erledigt sind, werden sie an einer Sammelstelle wieder zum jeweiligen Gesamtauftrag zusammengefasst (konsolidiert). Dies führt zur Einsparung von Wegstrecken und einer geringeren Bearbeitungszeit der Aufträge. Allerdings wird eine Konsolidierungsstelle für das Zusammenfassen der Teilaufträge benötigt. Der gesamte Prozess muss von einem Warehouse Management System koordiniert und gesteuert werden.

Bei der seriellen Kommissionierung werden die Bestellpositionen des Auftrags sukzessive abgearbeitet. Dabei durchschreitet entweder ein Kommissionierer alle Lagerzonen oder ein Auftrag wird wie bei einem Stafettenlauf von einem Kommissionierer einer bestimmten Zone zum nächsten Kommissionierer und dessen Zone übergeben, bis alle Bestellpositionen erledigt sind. Die zurückgelegten Wegstrecken sind relativ klein, da sich ein Kommissionier in kleinen Kommissionierzonen bewegt. Da der Auftrag nicht gesplittet sondern weitergereicht wird, ist auch keine Konsolidierung von Nöten. Nachteilig ist, dass die Aufträge an den Übergabestellen zwischengelagert werden müssen. Dadurch kann auch eine ungleiche Versorgung der Kommissionierer mit Aufträgen entstehen.

Zweistufige bzw. mehrstufige Kommissionierung

Bei der zweistufigen Kommissionierung kann für sehr viele Aufträge gleichzeitig bzw. parallel die gesamte Menge eines Artikels gepickt werden. Die Anzahl der Zugriffe auf einen Artikel sinkt drastisch (im besten Fall auf nur ein Mal) und damit auch der Wegeanteil am Kommissioniervorgang. Mehrere Aufträge werden zu einem Gesamtauftrag (einer Kommission) gebündelt, dann artikelorientiert kommissioniert und erst später auftragsorientiert gepackt. Die Verwendung einer nachgeschalteten Sortierinstanz (vollautomatischer oder manueller Sorter) erlaubt eine weitgehende Entkopplung vom Auftragsbezug bei der Kommissionierung. Die zweistufigen Kommissionierung nennt man auch serienorientierte, parallele Kommissionierung. Heutzutage werden bis zu 10000 Artikel zu einer Partie gebündelt. Ein großer Vorteil ist, dass die Behälterfrequenzen in den einzelnen Lagerbereichen stark sinken und die Leistungsgrenzen der Fördertechnik weniger ausgenutzt werden. Da viele Aufträge mit einigen wenigen bis vielen Positionen gehandelt werden, eignet sich die zweistufige Kommissionierung z. B. für den Versandhandel bzw. den Pharmagroßhandel.

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